Ende der Woche mussten die Betreiber den Laden wegen der einsturzgefährdeten Esso-Häuser räumen. Kurzfristig kamen 100 Helfer zur Unterstützung.

Hamburg. Das Molotow am Spielbudenplatz war für viele Musikfans nicht nur ein Ort, an dem sich Bands entdecken und feiern ließen. Der 1990 gegründete Kellerclub, in dem sich Künstler und Publikum nahekamen wie selten, ist Teil eines Lebensgefühls. Er ist Rock’n’Roll. Und ein Zuhause. Daher verwundert es wenig, dass das Molotow nun eine große Loyalität erfuhr, als die Betreiber Ende der Woche ihren Laden wegen der einsturzgefährdeten Esso-Häuser räumen mussten.

„Wir hatten nur ein Zeitfenster von wenigen Stunden“, sagt Molotow-Booker Fred Noel. Kurzfristig seien an die 100 Helfer gekommen, nachdem das Team Türsteher, DJs und Barpersonal über ihren Verteiler angeschrieben hatte, erzählt der 28-Jährige. „Die Solidarität und der Ehrgeiz der Leute hat mich sehr beeindruckt“, sagt Noel. Viele Objekte des Clubs hätten sie retten können. Neben Technik, Lampen, Hockern und Sofas auch den Kicker, einige der Vinylplatten, die unter der Decke hingen, sowie die original Bühnenbretter und die Tresenplatte.

Auch mit Aufklebern übersäte Trennwände gingen mit. „Für das alte Gefühl“, wie Noel sagt. „Wenn wir woanders wieder eröffnen, stellen wir die Wände auf, und es sieht direkt nicht mehr so neu aus.“ Ohnehin hätte sich der Auszug nicht wie das Ende angefühlt, sondern wie der Beginn von etwas Neuem. Doch auch wenn dieser Optimismus löblich ist, so verliert Hamburg dennoch ein Stück lebendige Musikgeschichte. Ein konstantes Ausweichquartier fürs Molotow ist bisher nicht gefunden.