Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Nahezu 300 Komponisten und Dirigenten, darunter viele von Weltrang, protestieren in diesen Tagen lautstark gegen die 2012 beschlossene Zusammenlegung zweier Rundfunkorchester im Südwesten der Republik. Das weltweit hoch angesehene SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (SO), seit 67 Jahren die erste Adresse für groß besetzte zeitgenössische Musik, und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO) sollen Kräfte und Personal bündeln und dem Sender so viel Geld sparen helfen.

Was, 15 Jahre nach der Zusammenlegung der ehemals autonomen Sendeanstalten SDR und SWF zum SWR, nach überfälliger Flurbereinigung und ökonomisch sinnvollem Handeln klingen mag, ist Frevel, mehr noch, ein Verbrechen an unserer Kultur. Dass der Satz „It’s the economy, stupid“ mittlerweile auch beim zum Kulturauftrag verpflichteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk das Handeln bestimmt, ist empörend.

Trotzdem dürfen die großartigen Spezialisten aus Freiburg nicht in Trübsal versinken. Sie müssen dringend alternative Modelle sondieren, die ihnen ein Weiterleben ermöglichen. Ideen zur Selbstorganisation, so mühsam die im Detail zu realisieren sein wird für ein großes Orchester, müssen den Protest begleiten. Denn dem SO ist längst selbst eine Art Kulturauftrag zugewachsen. Es darf ihn sich nicht aus der Hand nehmen lassen. Kleinere Top-Ensembles der Neuen Musik können da Beispiel sein.