Medien-Ombudsleute, die in der Branche auf dem Vormarsch sind, sind die Moderatoren zwischen Publikum und Redaktion. Sie sollen Beschwerden vermitteln und bei der Klärung von Problemen helfen.

Koblenz. Medien-Ombudsleute sind in der Branche auf dem Vormarsch: Der Deutsche Presserat und die Arbeitsgemeinschaft und Vereinigung der deutschen Medien-Ombudsleute, die bei Beschwerden von Lesern zwischen ihnen und dem Verlag vermitteln, wollen künftig stärker zusammenarbeiten, zum Beispiel bei der Novellierung des Pressekodexes.

Das ist das Ergebnis einer Tagung in Koblenz bei der „Rhein-Zeitung“. „Der Deutsche Presserat misst der Arbeit von Ombudsleuten hohe Bedeutung zu, zumal wir in vielen Beschwerdeverfahren seit geraumer Zeit sehr gute Erfahrungen mit Ombudsleuten von Tageszeitungen in Deutschland gemacht haben“, sagte Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Deutschen Presserats. Der Presserat ist ein Organ der Selbstkontrolle der deutschen Presse.

In Deutschland gibt es derzeit rund ein Dutzend Medien-Ombudsleute, unter anderem bei der „Braunschweiger Zeitung“, die einen Ombudsrat hat, dem neben einem pensionierten Generalstaatsanwalt auch der stellvertretende Chefredakteur angehören. Beim Hamburger Abendblatt agiert seit 2009 Leserbotschafter Ralf Nehmzow als Ombudsmann und Public Editor. Der Jurist kümmert sich auch um Probleme von Lesern, die diese mit anderen Institutionen haben. In seiner Kolumne dokumentiert er solche Fälle im Blatt.

In seinem Blog (http://www.abendblatt.de/leserbrief) befasst sich Nehmzow u.a. auch mit ethischen Fragestellungen in Medien. Der Leserbotschafter ist zugleich als erster Deutscher Mitglied im Weltverband der Medien-Ombudsleute, Organization of News Ombudsmen (ONO) und seit Mai 2013 auch im ONO-Vorstand. Die ONO, der unter anderem Vertreter der „New York Times“ und „Washington Post“ angehören, engagiert sich weltweit für die Belange der Leser und Qualität in Medien.

Der Leserbotschafter stärkt das Vertrauen der Leser in die Medien

Nehmzow vermittelt zum Beispiel, wenn Leser Artikel reklamieren oder Anregungen oder Fragen zur journalistischen Arbeit haben. „Die Welt wird durchs Internet transparenter, also müssen wir als Medien auch transparenter werden und mit unseren Lesern, auf allen Plattformen stärker im Dialog sein, ihnen auch erklären, wie Journalisten genau arbeiten. Leser verstehen dann Journalisten besser und haben noch mehr Vertrauen in Medien“, sagte der Abendblatt-Leserbotschafter auf der Tagung.

Bei Beschwerden, die Leser direkt dem Presserat vortragen, seien nunmehr Medien-Ombudsleute stärker aufgerufen, in solchen Fällen eine Stellungnahme zu dem jeweiligen Sachverhalt abzugeben, sagte Presserat-Geschäftsführer Tillmanns. Auch bei der Weiterentwicklung der Bestimmungen im Pressekodex sollten Medien-Ombudsleute sich stärker einbringen, regte Tillmanns auf der Tagung an. Tillmanns: „Medien-Ombudsleute stellen aus unserer Sicht eine Bereicherung des presseehtischen Dialogs in der Branche dar. Im Idealfall ergänzen sie die Arbeit des Presserats als wichtige Moderatoren zwischen Publikum und Redaktion.“