Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Kollegen, die Nikolaus Blome persönlich kennen und nicht bei „Bild“ arbeiten, schildern ihn als besonnenen Journalisten, der stark in der Analyse sei. Mit dem Haudrauf, als den er sich mitunter als stellvertretender „Bild“-Chef in TV-Talkshows gibt, habe der wahre Blome nicht viel zu tun. Es gibt liberal gesinnte Menschen, die die Entscheidung des designierten „Spiegel“-Chefredakteurs Wolfgang Büchner nachvollziehen können, Blome zu seinem Stellvertreter und zum Chef des Hauptstadtbüros zu machen.

Was verwundert, ist, dass Büchner versucht, diese Entscheidung par ordre du mufti gegen den Willen der mächtigen Mitarbeiter KG durchzusetzen. Das kann nicht funktionieren. Journalisten von „Bild“ sind beim „Spiegel“ per se nicht gut gelitten. Zu unterschiedlich sind die Kulturen beider Blätter. Dennoch hätte Büchner seine künftigen Kollegen argumentativ überzeugen können. Denn Blome hat ja nicht nur fragwürdige Geschichten bei „Bild“ verantwortet. Er wurde auch mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Büchner hätte ihn zum Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros machen und nach einem Jahr zu seinem Stellvertreter ernennen können. Warum er nicht so verfahren ist, bleibt sein Geheimnis.

Büchner ist schon vor Amtsantritt beschädigt. Ihn scheint dieselbe Kommunikationsschwäche auszuzeichnen wie seinen Vorgänger Georg Mascolo.