Eine Betrachtung von Holger True

Die Realität kann schmerzhaft sein. Sich einzugestehen, dass das Universum dann doch etwas andere Pläne hat als insgeheim erhofft, ist ja selten schön. Auch wenn eigentlich längst klar war, dass alles so kommen würde, ja, so kommen musste. Nur gibt es eben Umstände, da schaltet der Verstand auf Stand-by.

Etwa im Fall von Lemmy Kilmister. Der Motörhead-Frontmann, immerhin 67 Jahre alt, schien einfach unkaputtbar. Und seine Fans in aller Welt nahmen das als quasi gottgegeben hin. Dass er die empfohlene Flüssigkeitsmenge pro Tag in erster Linie durch Jack Daniel’s bestritt, war eine lustige Anekdote. Dass ihm ein Arzt erklärte, sein Blut sei vergiftet, er dürfe niemals spenden, auch. Lemmy überlebt uns alle, hieß es immer. Und dann das: Beim Wacken Open Air ging Motörhead nach einer halben Stunde von der Bühne. Lemmy konnte nicht länger: Herzprobleme. Und die Fangemeinde ist nun in heller Aufregung. Kommt er wieder auf die Beine? Oder ist das jetzt der Anfang vom Ende? Nicht nur von seinem, vielleicht sogar ganz grundsätzlich vom bislang ebenfalls als unzerstörbar empfundenen „Sex & Drugs & Rock‘n‘ Roll“-Mythos?

Könnte sein. Aber bis dahin regiert – auch das ist menschlich – das Prinzip Hoffnung. Immerhin wurde für den Spätherbst eine Europatour angekündigt. Vielleicht hat das Universum ja doch noch große Pläne mit Lemmy. Und mit uns allen.