Donnerstag startete Schweiger-Streifen “Kokowääh 2“ in den Kinos. Abendblatt-Autoren besuchten “Ladies Night“ im Cinemaxx Dammtor.

Hamburg. Eins, zwei, drei. Außer uns beiden ist nicht einmal eine Handvoll Männer im Saal. Kein Wunder, denn zum einen ist "Ladies Night" am Mittwoch im Cinemaxx. Zum anderen läuft parallel zur Vorpremiere von "Kokowääh 2" das Fußball-Länderspiel Frankreich-Deutschland. Eine ganz vorzügliche Ausrede für Freunde, Lebensabschnittsgefährten und Ehemänner, der Produktvorstellung des neuesten Unterhaltungsmodells aus dem Hause Til Schweiger (Regie: Til Schweiger. Produktion: Til Schweiger. Drehbuch: Til Schweiger. Hauptrolle: Matt Damon - nein, natürlich nicht, sondern: Til Schweiger.) fernzubleiben.

Obwohl die versammelte Weiblichkeit nicht so wirkt, als ob sie die haarigere Hälfte der Bevölkerung ernsthaft vermissen würde. Wir werden skeptisch bis mitleidig beäugt, Fremdkörper im kollektiven Mädelsabend. Aber was tut man nicht alles für die aktuelle Berichterstattung. Der Schweiger-Til will seine Filme ja "beschützen" vor dem bösen Kritiker-Mob, der nichts Besseres zu tun hat, als sie "systematisch niederzuschreiben". Das hat er gerade erst am Montag bei einer Podiumsdiskussion in Berlin noch einmal betont.

Also gibt es wie seit mehreren Jahren üblich keine Pressevorführungen vorab - wenn man nicht gerade ein guter Freund des kommerziell wohl erfolgreichsten deutschen Schauspielers der letzten Jahre ist. Zu denen zählen wir aus irgendeinem, uns vollständig unerfindlichen Grund nicht. Dabei würden wir uns wahrscheinlich hervorragend verstehen: Auch wir trinken gern mal ein alkoholisches Getränk oder zwei, auch wir mögen schnelle Autos. Auch wir hadern gern mal mit unserem Schicksal. Und so manchen Film mit Til Schweiger schauen wir auch immer wieder gern an. "Knockin' On Heaven's Door" oder "Der bewegte Mann" zum Beispiel. Gute Unterhaltung.

Aber es nutzt alles nichts, wir waren nicht eingeladen. Also sitzen wir zwischen schätzungsweise 800 Frauen (und drei Männern) und verfolgen die Geschichte von Henry (der Til), Töchterlein Magdalena (Emma Schweiger) und verschiedenen Stichwortgebern, die über knapp zwei Stunden hinweg auf das ultimative, Alle-Probleme-lassen-sich-mit-zwei-lässig-aus-der-Hüfte-geschossenen-Sprüchen-bereinigen-Happy-End zusteuern. Es wird viel getrennt, gezankt, versöhnt und, so viel sei gesagt, geheiratet.

"Kokowääh 2" ist allerdings keine wirkliche Beziehungs-Komödie. Sondern in erster Linie eine großformatige Abrechnung mit Tils Lieblingsfeinden, den Schöngeistern. Wir schauen uns an: Der Henry-Til kann doch nicht Menschen wie uns meinen, wenn er sich über Leute echauffiert, die nur von der Leistung anderer leben, anstatt selbst etwas zu schaffen? Nein, Glück gehabt, es geht nur um den Lektor seiner Filmpartnerin Katharina (Jasmin Gerat), der sich an dieser bereichern und schlimmer noch, vergehen will. Auch die ausgedehnten Tiraden über weltfremde Arthouse-Regisseure perlen an uns ab. Recht hat er, der Henry-Til: Anspruch? Bäh, will keiner, versteht keiner, braucht keiner.

Zumindest hält sich "Kokowääh 2" an den selbst ausgegebenen Wahlspruch. Das Drehbuch zur geradezu schmerzhaft durchschaubaren Beziehungsklamotte passt auf zwei bis drei durchweichte Bierdeckel, die Charakterentwürfe ließen auf einem Stecknadelkopf noch Platz für einige Tausend Engel. Aber wenigstens bei der Recherche für ausgelutschte Witze, die schon vor zehn Jahren nicht lustig waren, hätte man das Produzenten-Geldsäckel etwas weiter öffnen können: "Ich brauche eine neue Lampe für die Dusche." "Wie bitte?" "Duschlampe!"

Dieser auf zwei Minuten ausgewalzte Gag samt einer Kopftuch tragenden Verkäuferin und ihren handfest argumentierenden Brüdern ist nicht nur nicht komisch, er führt bei uns auch zu akutem Unwohlsein. Oder prickelt bloß der lauwarme Prosecco (Rosé, mit Strohhalm) nach? Nein, an dem kann es nicht liegen. Die Stimmung um uns herum ist gut, frau amüsiert sich köstlich über Running Gags wie die scheinbar doppeldeutige Anhäufung des Wortes "Muschi".

Es scheint sich auch niemand daran zu stören, dass man Zeuge der ganz großen Selbstinszenierung wird. Bis auf den Maestro selbst sind alle Kerle Trottel. Ob Mitbewohner Tristan (Samuel Finzi) oder Matthias Schweighöfer als völlig überdrehter, kapriziöser Schauspieler Matthias Schweighöfer: Lediglich schusselige Slapstick-Garanten. Je weniger wichtig die Rolle als Identifikationsfigur ist, desto bösartiger bekommt sie einen mit. Kanonenfutter unter dem Dauerfeuer von Lachsalven und Juxraketen.

Millionen werden wie bei "Kokowääh" - der übrigens noch passabel war - die Kinos stürmen. Sie werden lachen, und sie werden weinen. Spätestens die Dauerberieselung mit emotionalem Piano-Pop macht klar, wann man was zu tun hat. Bei der großen Riege der aufgeführten Sponsoren im Abspann haben wir dann auch vor Lachen geweint. "Filmförderungsanstalt Berlin" steht da. Es ist zum Heulen.