Hamburg. Dass in vielen Ländern der Welt Menschen für das Recht auf freie Meinung gefoltert und getötet werden, so etwas machten sich sicher viele der Zuhörer im fast ausverkauften Thalia Theater wieder klar, die am verschneiten Sonntagmorgen zur Eröffnung der Lessingtage gekommen waren und der Rede von Liao Yiwu zuhörten. Thalia-Intendant Joachim Lux hatte zuvor das Festival, das sich der Verständigung der Kulturen und Europa widmet, eröffnet, und Liao Yiwus Blick von außen angekündigt.

Der Friedenspreisträger sprach davon, dass seine Erzählungen in China verboten wurden und als Billigdrucke und Beilagen in Pornoheften angeboten werden. So wurde er zu einem "Müllmenschen". Er, der Geschichten vom Bodensatz der Gesellschaft erzählen will, findet auch nach seiner Emigration und auf Reisen in die USA oder Mexiko - also in der Freiheit - Menschen, die den Bodensatz bilden, und "Enkel und Zweitfrauen der korrupten Beamtenschaft der chinesischen kommunistischen Partei und der reichen Geschäftsleute, die alle längst ihren Reichtum außer Landes geschafft haben".

Liao Yiwu weiß: "Die chinesische Gewaltherrschaft und die freie westliche Welt sind untrennbar miteinander verbunden." Dank Chinas "gigantischer Tiefstpreise, seiner gigantischen Kaufkraft und seines gigantischen Kapitalflusses". Am Ende musizierte Liao Yiwu im Trio. Ergreifend.