Spannend und mit dem nötigen Touch Zeitgeschichte: Der ZDF-Dreiteiler “Adlon - Eine Familiensaga“ ist das Fernsehereignis zum Jahresbeginn.

Nichts eignet sich besser, um Träume zu erzählen, als ein Film. Ein gut gemachter Film natürlich. "Adlon - Eine Familiensaga", der von Sonntag an im ZDF ausgestrahlt wird, ist so ein gut gemachter Traum. Spannend, toll besetzt, mit dem nötigen Touch Zeitgeschichte, der jede Erzählung von Leid und Leidenschaft erst lebendig werden lässt und die Zuschauer berührt.

Glücklicherweise haben sich die Macher des Epos hier ins Zeug gelegt und kein im Fernsehen beinahe schon üblich gewordenes, nachgestelltes Dokudrama erschaffen, auf Pappkulissen verzichtet und auf allzu bedeutungsschweres Spiel. Die wechselvolle Geschichte des Berliner Grandhotels haben Produzent Oliver Berben und Regisseur Uli Edel ("Der Baader-Meinhof-Komplex") als Vorlage für den Dreiteiler in opulenter Spielfilmoptik genommen, um eine Geschichte vom Auf und Ab des Lebens zu präsentieren, vom Schönen und Schrecklichen, vom Dasein, das uns bewegt wie ein Roman, den man nicht mehr loslassen kann, bevor er nicht zu Ende gelesen ist. Nicht allein die 103 Sprechrollen, die mehr als 2000 Komparsen und die große Anzahl von TV-Stars machen den Film zu einem aufregenden Fernsehereignis, das irgendwo zwischen "Downton Abbey", Guido Knopps Geschichtsstunden und großem Fernsehpanorama die Zuschauer packt und mitnimmt. Hinzu kommen historische Filmausschnitte, die das damalige Berlin, mit seinem Menschen- und Verkehrsgewimmel, wirklich als aufregendste Stadt einer Epoche erscheinen lassen.

Die Geschichte der Familie Adlon, die Geschichte Berlins zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts und die Zeitgeschichte vom Kaiserreich über die Roaring Twenties, die Nazidiktatur, Krieg, Nachkrieg und die graue DDR, fesselt wie eine US-TV-Serie. Allein die Hauptcharaktere der wahren Familie Adlon und der hinzu erfundenen Familie Schadt könnten Stoff für mehrere Staffeln liefern, dazu die Angestellten, die Hotelgäste und das gesamte Personal der aufstrebenden, pulsierenden Stadt. Was gäbe es da alles zu erzählen? Aber es reicht auch so für knapp fünf Stunden praller Lebensgeschichten vom Aufstieg, von Liebesverwicklungen, von Verzicht und Verlust, Erfolg und Tod.

Der Berliner Restaurantbetreiber Lorenz Adlon hatte 1904 den Traum, ein Hotel zu bauen, das alles an Luxus, Raffinesse und Eleganz übertrifft, was es bis dahin gab. Drei Jahre hat er daran gearbeitet, dass sein Hotel, ausgestattet mit der neuesten Technik, den feinsten Stoffen, dem teuersten Marmor, den edelsten Hölzern und dem best geschulten Personal am Pariser Platz direkt neben dem Brandenburger Tor, entstehen kann. 17 Millionen Reichsmark - circa 360 Millionen Euro, also eine halbe Elbphilharmonie - hat es gekostet. Unvorstellbar, dass in Berlin, das ja heute vor allem vom Image lebt, alles sei dort billig und schäbig-schick, mal Eleganz und Stil den Charme der Weltstadt prägten.

Damals, als die Leipziger Straße mit den Boulevards in Paris und London konkurrierte, bei Wertheim bewegte Märchen im Schaufenster stattfanden und im Wäschehaus Grünfeld ein Fruchtsaftbrunnen die Kinder der Kundschaft erfreute. Zur Eröffnung des Hotels Adlon im Oktober 1907 kam der Kaiser und fortan logierte dort die Prominenz der Welt. Das Hotel versprach, jedem Gast jeden Wunsch zu erfüllen.

Burghart Klaußner spielt den alten Adlon, der sich von seinem Freund Gustaf Schadt (Thomas Thieme) nicht nur bei der Finanzierung des Hotels helfen lässt, der auch dessen Ausbeute von den Reisen in die Kolonien, ästhetisch meistbringend im Hotel einzusetzen weiß. Lorenz Adlon kann nicht gut mit seinem Sohn Louis, den Heino Ferch zuerst als jungen Bonvivant, später als erfolgreichen Hoteldirektor gibt. Die Liebe wirft ihn ein wenig aus der Bahn, und die Russen verfolgen ihn. Das wahre Liebesdrama spielt sich zwischen Schadts Tochter Alma und dem Kutschersohn Friedrich Loewe ab. Alma bekommt ein Kind von Friedrich, das Almas Mutter Ottilie (Sunnyi Melles) dann als ihres ausgibt, um der Schande zu entgehen. Die kleine Sonja wächst bei ihren Großeltern auf, erfährt erst spät, wer ihre Mutter ist.

Ja, so verrinnt das Leben. Doch im Adlon wird gefeiert, gespeist, geliebt und gefordert. Die Armen wurschteln sich so durch. Und für die Reichen, da gibt's kein Morgen. Gibt es aber doch. Der Film spart nichts aus und bleibt dabei angenehm kitschfrei.

"Adlon - Eine Familiensaga", ZDF, 1. Teil So, 6. Januar, 20.15 Uhr, Teil 2 am Montag, 7. Januar, Teil 3 am Mittwoch, 9. Januar, jeweils 20.15 Uhr