Ein Kommentar von Karolin Jacquemain

Marie Bäumer und Christiane Paul, Wotan Wilke Möhring und Heino Ferch. Die Besetzungslisten deutscher Fernsehfilme lesen sich in diesen Tagen in etwa so aufregend wie der Hinweis auf Zigarettenschachteln, dass Rauchen zu vorzeitiger Hautalterung führt. Auch "Das Adlon - Eine Familiensaga", der an diesem Wochenende zu sehen ist, reiht All-Time-Favorit (Ferch) an bewährten weiblichen Star (Anja Kling) an bewährten männlichen Star (Ken Duken). Jedes Gesicht ein bekanntes. Wer in den letzten Jahren Gebrauch von der Fernbedienung gemacht hat, kann vor dem Bildschirm zufrieden nicken: Kenn ich.

Die Casterin Simone Bär beschrieb gerade in einem Interview das Phänomen, dass in der Filmbranche jeder denkt, er könne einen Film besetzen. "Es würde sich zwar keiner hinstellen und sagen: Ich kann auch Kamera, Kostüm oder Schnitt. Aber beim Casting wollen alle mitreden", sagt Bär. Mit Blick auf "Adlon" weiß man, warum. Die Branchenkenntnis des Vorsitzenden des Landesschildkrötenverbandes hätte gereicht, das adlonsche Schauspieltableau zu basteln. Einfach immer so, wie es schon sieben andere Filme vorgemacht haben. Veronica Ferres zu besetzen ist, mit Verlaub, keine kreative Meisterleistung. Sondern ein klug kalkulierter Automatismus. Manchmal geht das Ergebnis wunderbar auf. Leider ist es immer auch: langweilig.