Das mehrfach ausgezeichnete Hamburger Musik-Comedy-Trio Bidla Buh feiert Weihnachten auf seine ganz spezielle Art und Weise.

Komödie Winterhude. Es war schon weit nach Mitternacht, als in der Staatsoper der "Busenblues" und kuriose Versionen von "Mein kleiner grüner Kaktus" erklangen. Mit Parodien auf Marius Müller-Westernhagen brachten Hans Torge Bollert und seine beiden Kollegen bei der "Verrückten Stunde" im Rahmen der Hamburger Theaternacht fast 1000 Menschen zum Lachen und Klatschen. Gräben, zur Not auch Orchestergräben, überwinden, das machen Bollert, Olaf Klindtwort und Jan-Frederick Behrend immer wieder gern. "Staatsoper, das ist eine ganz andere Dimension. Das Schöne ist, dass es trotzdem funktioniert hat", sagt Bollert. Große Oper statt Kleinkunst. Mit Letzterer sind die drei Hamburger als Trio Bidla Buh mehr als ein Geheimtipp. Preise wie die Tuttlinger Krähe oder St. Ingberter Pfanne belegen das.

Statt wie auf der Bühne mit Pomade und im Frack sitzen die drei Musiker leger in Jeans zum Gespräch im Foyer der Komödie Winterhuder Fährhaus. Sie wirken geerdet. Die Dezember-Tournee steht bevor. Gleich zweimal macht Bidla Buh, benannt nach einem Chanson des im Vorjahr gestorbenen Wiener Satirikers Georg Kreisler, in seinem Stammhaus Station. "Advent, "Advent, der Kaktus brennt ..." verheißt, dass auch das Weihnachtsprogramm der drei nicht ganz so ernst zu nehmen ist. Beispiel: "Lametta-Rap".

Seit fast 15 Jahren spielen Bollert, zuständig für Conferencen, Gesang und gestopfte Trompete, und der versierte Gitarrist Olaf Klindtwort zusammen, vor zehn Jahren stieß Schlagwerker Jan-Frederick Behrend dazu. Alle drei haben sich als Studenten auf der Hochschule für Musik und Theater kennengelernt. Was als Musik-Entertainment angelehnt an die Comedian Harmonists, Max Raabe und dessen Palast-Orchester begann, hat sich inzwischen zu einer besonderen Form der Musik-Comedy entwickelt. Bidla Buhs Programme wurden bunter, doch den drei Herren wurde es bisher nie zu bunt. "Fracksausen", ein Song aus der Feder des ehemaligen LaLeLu-Tenors Sören Sieg, "Tierisch gut - Die besten Liebhaber der Welt" und Prachtkerle - wer angibt, hat mehr vom Leben" heißen ihre drei vorigen Programme. Der Frack ist geblieben. "Er ist das Feinste, was man als Mann anziehen kann. Im Frack kann man sich trotzdem alles erlauben", sagt Behrend schelmisch grinsend.

Auf der Bühne mimt der mit 36 Jahren Jüngste des Trios mit mehr oder minder unbewegter Miene hinter seiner "Schlagzeug-Burg" den Trottel und kleinen Bruder. Davor buhlen Bollert und Klindtwort um die Damen mit Songs wie "Barbara" oder Fragen wie "Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst?" Doch egal ob weiblich oder männlich, bei Bidla Buh wird die erste Reihe meistens pfleglich behandelt.

Auch deshalb reicht die Anhängerschar der Boygroup im Frack inzwischen vom Enkelkind bis zu den Großeltern. Eine Gruppe zwischen U- und E-Musik. "Wir sind eine echte Selfmade-Band", meint Gitarrist Klindtwort, nicht nur wegen des Harmonieinstrument der Ausgleichende.

Gibt er auf der Bühne den in die Jahre gekommenen Casanova, ist er abseits davon der Ansprechpartner für Fan-Belange. Bollert agiert als Mann für die Akquise, Organisation und Außendarstellung, Behrend bringt stets die eigene Tonanlage mit, in seinem Musikstudio wurden auch alle CDs eingespielt. "Hamburger Pfeffersäcke", scherzt Behrend. "Das Einzige, was mir nicht selber machen, ist das Licht."

Etwa 120 Auftritte hat Bidla Buh pro Jahr, bis runter nach Südtirol und in die Schweiz. Viel mehr müssen es gar nicht sein. Die drei Familienväter wollen sich lieber in Hamburg künstlerisch weiterentwickeln.

Dass sie im Vorjahr auch noch den Rheingau-Musikpreis gewonnen haben, war nicht bloß eine weitere schöne Auszeichnung. "Er öffnet auch neue Türen, dadurch werden wir auch im E-Bereich ernster genommen", sagt Bollert. Behrends Xylofonspiel suche in Deutschland seinesgleichen. "Solche musikalischen Höhepunkte wollen wir weiter herausarbeiten. Wir sind fast schon zu weit in die Comedy-Ecke gegangen. Wir machen nicht bloß Klamauk", sagt Bollert.

So war Bidla Buhs "Busenblues" ursprünglich ein klassisches Stück. "Als Choral war es zu steif", sagt Klindtwort. "Jetzt ist es viel lockerer." Und Loriots bekanntes "Adventsgedicht" haben die Musikkomiker in ein schaurig-schönes Kunstlied umgeschrieben. "So kann man auch etwas machen, das bekannt ist, wenn man die Leute damit abholt."

Dann muss Klindtwort als Erster los, die Tochter von der Kita abholen. Ganz bodenständig also auch er, der alternde Bühnen-Casanova.

"Advent, Advent, der Kaktus brennt ..." Mo 17.12., 19.30

"Prachtkerle" So 7.4.2013, Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstr. 13, Karten zu jew. 22,- unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de, www.bidla-buh.de