Die Zeitschrift, die in 14 deutschen Städten erscheint, wird mit der Dezember-Ausgabe eingestellt - Online-Portal soll erhalten werden.

Hamburg. Man kann nicht behaupten, dass Thomas Ganske sich die Sache leicht gemacht hätte. Vor zwei Jahren, so erzählt man sich in Verlagskreisen, schlugen die Geschäftsführer des Jahreszeiten Verlags ("Für Sie", "Merian") ihrem Verleger vor, das hochdefizitäre Stadtmagazin "Prinz" einzustellen. Doch Ganske lehnte ab.

Stattdessen startete er noch einmal richtig durch: Er verordnete dem Blatt einen Komplett-Relaunch. Seit August 2011 erscheint "Prinz" im kleinen Pocketformat. Und nicht nur das: Diesen Sommer startete in Magdeburg die 14. "Prinz"-Ausgabe. 13 gibt es bereits in anderen deutschen Städten und Ballungsräumen, darunter auch eine in Hamburg.

Doch aller Aktionismus half nichts. Gestern teilte der Verlag sämtlichen 60 "Prinz"-Mitarbeitern mit, die aus der ganzen Republik in die Hamburger Zentrale gerufen worden waren, dass die Dezember-Ausgabe ihres Blatts die letzte ist, die an den Kiosk kommt. Nur der Online-Auftritt Prinz.de und die als "Prinz Topguide" erscheinenden Sonderausgaben werden überleben.

Ein Blick auf die Auflagenstatistik verrät, warum es zur Einstellung wohl keine Alternative gab: Zuletzt kamen alle 14 "Prinz"-Ausgaben auf eine verkaufte Auflage von lediglich 146 000 Exemplaren. Doch selbst das ist nur die halbe Wahrheit: Rechnet man den bei "Prinz" überdurchschnittlich hohen Anteil der Exemplare heraus, die stark verbilligt an Lesezirkel, Fluglinien, Hotels und andere Interessenten abgegeben werden, schnurrt die harte Auflage, die sich aus Abonnements und den am Kiosk verkauften Heften zusammensetzt, auf ganze 48 456 Exemplare zusammen. Mit einer so geringen Auflage lässt sich ein Titel, für den 60 Menschen arbeiten, nicht kostendeckend führen.

Dabei hatte Ganske einst große Pläne mit "Prinz". Im Dezember 1988 war er bei der gleichnamigen Bochumer Stadtzeitung eingestiegen, die er zu einem in allen deutschen Metropolen erscheinenden Stadtmagazin ausbauen wollte. In Hamburg etwa kaufte Ganske Anfang 1989 den Wettbewerber "Tango" auf, der fortan als "Prinz Hamburg" erschien. Zielgruppe des Blattes waren vor allem jüngere hedonistische Leser, denen die etablierten Blätter des Genres wie "Pflasterstrand", "Szene" und "Tip" zu altbacken waren. "Prinz" sollte das wendige Beiboot des damals ebenfalls im Jahreszeiten Verlag erscheinenden Zeitgeistmagazins "Tempo" sein.

Eine Zeit lang ging das gut. Doch Mitte der 90er-Jahre schwächelte das gesamte Segment so sehr, dass sich Ganske gezwungen sah, einen seiner Titel dichtzumachen. Er entschied sich 1996, "Tempo" einzustellen. Für "Prinz" wurde es danach nicht leichter. Gratisblätter und vor allem das Internet machten dem Titel schwer zu schaffen. Generell sind Stadtmagazine im digitalen Zeitalter kaum mehr konkurrenzfähig: Erst vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass das Mannheimer Blatt "Meier" eingestellt wird. Über eine Zusammenlegung der Berliner Titel "Tip" und "Zitty" wird seit Langem spekuliert. Auch die "Szene Hamburg" hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen.

Prinz.de wird künftig von der 4Seasons Digital Net herausgegeben, die ebenfalls zur Ganske-Gruppe gehört. Eine Liquidation der Prinz Kommunikation GmbH ist zwar noch nicht beschlossen, aber wahrscheinlich. Damit, dass eine nennenswerte Zahl der 60 "Prinz"-Mitarbeiter von der Muttergesellschaft Jahreszeiten Verlag übernommen wird, ist eher nicht zu rechnen: Seit 2010 beschäftigt das Zeitschriftenhaus vom Poßmoorweg aus Kostengründen ausschließlich leitende Redakteure in Festanstellung.