Henning Venske und Kai Magnus Sting feiern mit ihrem Kabarettprogramm “Gegensätze“ jetzt Hamburg-Premiere im Lustspielhaus.

Lustspielhaus. Da stand er nun erstmals auf der Bühne der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. "Neben mir der allseits bekannte Henning Venske und vor mir, im Publikum, saß Dieter Hildebrandt", erzählt Kai Magnus Sting vom Premierenabend in Deutschlands bekanntestem Kabarett. Aufregend für einen jungen, wenn auch erfahrenen Solokabarettisten wie ihn sei das gewesen.

Aber Sting, 34, hatte es ja so gewollt, nachdem Venske ihn vor Jahresfrist gefragt hatte, ob er nicht zum "Casting" für ein gemeinsames Duo-Programm nach Hamburg komme wolle. Nach einer Weile hörte Sting beim Münchner Premierenabend Hildebrandts Lachen, und als die lebende Kabarett-Legende hernach seine Zufriedenheit mit beider neuem Programm äußerte, konnte das Kabarett-Theater so richtig losgehen. "Gegensätze" ziehen sich an.

Vater- und Sohn-Programme gab es ja schon einige, auch wenn sie selten zum Abbau von Generationskonflikten geführt haben. Mit dem Opa-und-Enkel-Kabarett betreten Venske, der wache und unbeugsame graue Satire-Wolf, und Sting, der flinke Jungspund, nun ein neues Feld. Seit vier Wochen sind der Hamburger und der Duisburger schon auf Tournee, um den Generationen ironisch ihre Sicht auf Seniorenresidenz und Studentenwohnheim, Chillen und Malochen, Politik und Neurosen darzulegen. "Wir teilen aber noch kein Doppelzimmer", beugt Sting Gerüchten vor. Der Ruhrpott-Satiriker ("Hö ma, weiß Bescheid!"), der auf der Bühne gern und stetig von seiner "ständigen Begleiterin" erzählt, genießt die Ruhe am spielfreien Montag.

Schon vor Jahren wirkte der junge, leicht moppelige Witzbold in seinen Anzügen mit Hemd und Krawatte - Typ Bankkaufmann - älter, als er war. Über den Wahn von tumben Fitness-Freaks aus dem Pott ("Geh ma bei die Hantel bei!") hat er ebenso gern gespottet wie über Alltägliches an der Aufschnitttheke oder die Begegnung mit weiblichen Kegelklubs in der Bahn: "Wo ist denn die Giiisela?" - "Ja, sie lebt noch!", überzeichnete er derartige Erlebnisse.

Zehn Kleinkunstpreise hat der fixe Vielreisende in bereits 17 Jahren als Solokabarettist eingeheimst. Seit er als Schüler bei einer WDR-Sendung den legendären Hanns Dieter Hüsch traf und später mit ihm eine CD aufnahm, hat es Sting wie nur wenige in seiner Generation verstanden, das Komische im Zwischenmenschlichen und Banalen hervorzukitzeln - ohne in platte Comedy abzudriften.

Dass sein Kleidungsstil genau jenem von Venskes langjährigem Partner Jochen Busse entspricht, sei Zufall. "Wir wollten auch als Typen gleich bleiben", sagt Sting. Bei den alten Hasen Busse und Venske habe er schon vorher gesehen, wie viel Spielfreude man aus gutem Timing ziehen könne. Sting: "Mit Henning habe ich jetzt auch gelernt, wie viel Disziplin beim Proben nötig ist, nicht nur abends auf der Bühne." Texttreue geht im Duo vor Spontaneität. Das Programm stammt aus der Feder Venskes, der Wert darauf gelegt hat, dass Sting "ein maßgeblicher Lektor" war.

Doch der Enkel hat erkannt, welchen Vorteil Venske jedes Mal hat, wenn die Vorstellung beginnt: "Er ist alt. Das ist wie mit einem Hund oder einem kleinem Kind: Er muss nur leicht von unten gucken und macht immer eine gute Figur", sagt Sting. "Ich muss mich richtig reinhängen, damit ich nicht zu unsympathisch rüberkomme."

Wer Sting jedoch bei der Spielzeit-Eröffnungsgala in Alma Hoppes Lustspielhaus erlebt hat, der ahnt, dass ihm auch das gelingt. Ende August brachte er den Saal spätabends zum Brüllen - mit einer Geschichte über einen des Nachts eskalierenden Nachbarsstreit um ein Nudelsalat-Rezept.

Und vor der heutigen Hamburg-Premiere sinniert der Ruhrpott-Spötter: "Eigentlich könnte Henning Venske sich auch mal sagen: 'Donnerwetter, ich stehe hier neben Kai Magnus Sting auf der Bühne.'"

"Gegensätze" Di 9.-Sa 13.10. u. Di 16.-Sa 20.10., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 13,- bis 26,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de