Vor dem Hamburger Landgericht beruft sich die Angeklagte Doris Heinze am siebten Prozesstag auf “branchenübliches Verhalten“.

Hamburg. Es ist gegen 13.50 Uhr an diesem etwas länglichen siebten Prozesstag, als der Vorsitzende Richter Volker Bruhns eine nicht ganz unwichtige Frage stellt. "Warum haben Sie überhaupt Rechnungen gestellt?", möchte er von der ehemaligen Fernsehspielchefin des NDR, Doris Heinze, wissen, die sich vor dem Landgericht wegen Betrugs und Untreue verantworten muss, weil sie dem Sender Drehbücher untergeschoben hat, die sie und ihr Mann unter Pseudonym verfassten.

Dem Richter geht es konkret um ein Drehbuch mit dem Titel "Dienstage mit Antoine", das bei Rechnungsstellung noch gar nicht fertig war und später auch nie verfilmt wurde. Heinze antwortet, es sei "in der Branche üblich", Rechnungen vor der Fertigstellung eines Drehbuchs zu verschicken. Das mag Bruhns insbesondere in diesem Fall nicht gelten lassen. Schließlich hatte die Fernsehspielchefin Heinze befunden, der Stoff "Dienstage mit Antoine" der Autorin Heinze sei misslungen und könne nicht verfilmt werden. "Finden Sie das normal?", fragt er nach. "Hatten Sie Geldsorgen?" Sie könne sich dunkel erinnern, dass damals eine größere Nachzahlung an das Finanzamt fällig geworden wäre, sagt Heinze.

In ihrer Position fiel es Heinze offenbar leicht, für ihre Drehbücher Geld bei Sendern und Produktionsfirmen lockerzumachen, unabhängig davon, ob sie überhaupt verfilmt wurden. Der NDR zahlte ihr für "Dienstage mit Antoine" nicht nur 27 000 Euro. Von der Produktionsfirma Allmedia kassierte sie zudem einen Vorschuss auf eine Abschlagszahlung, mit der sämtliche Wiederholungen des nie gedrehten Films abgegolten werden sollten.

Die Staatsanwältin glaubt, dass Heinze das vom NDR nicht realisierte Drehbuch zu "Dienstage mit Antoine" unter dem Titel "Tage mit Marie" auch der Produktionsfirma Network Movie verkaufte und folglich doppelt kassiert hat. Sie wirft ihr vor, "Geschichten zu erzählen".