Der ehemalige Blumfeld-Frontmann Jochen Distelmeyer spielte neue Stücke seines Solodebüts “Heavy“, aber auch viele Hits seiner alten Band.

Hamburg. Vertreter von Tocotronic und den Goldenen Zitronen machten auf Kampnagel ihre Aufwartung. Auch Bela B. von den Ärzten soll durchs Bild gelaufen sein. Wenn Hamburgs Songschreiber-Primus Jochen Distelmeyer zum Konzert ruft, ist Klassentreffen angesagt. Erst recht, wenn er im Jahr zwei nach Blumfeld mit seinem Soloschaffen in der Heimat debütiert. Ein sehr nostalgiegetränktes Debüt allerdings.

Denn anders als viele Künstler, die sich aus dem Bandkontext ins kreative Singledasein begeben, verzichtete Jochiboy nicht auf das fulminante Oeuvre früherer Hits und schnitt diese gekonnt gegen Stücke der am 25. September erscheinenden Platte "Heavy". Und als nach den neuen Gitarrenkrachern "Wohin mit dem Hass?" und "Er" die wie eine abgeliebte Kuscheldecke gut vertrauten Akkorde von "Ich - Wie es wirklich war" aus dem Jahr 1994 erklangen, hüpfte manches Fan-Herz höher. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich alte Blumfeld-Songs noch mal live höre", sagte Barbara (38). "Aber warum hat er die Band überhaupt aufgelöst?"

Musikalisch eine berechtigte Frage. Denn auch wenn manche Verse ("Freude ist für jeden schön") einfacher geraten sind als die Intellektuellen-Gassenhauer der 90er, so fügte sich das aktuelle Material doch bestens ins gewohnte Klangbild. "Ich bin froh, dass viele neue Songs noch den treibenden Blumfeld-Beat haben", fand Tina (35). Zu verdanken war der Sound des Live-Quintetts vor allem dem grandiosen Schlagzeuger Benni Thiel. Distelmeyer jedenfalls, der scherzte und zum Singspiel animierte, schien allein froh zu sein.

"Heavy" erscheint am 25. September