Trotz düsterer Aussichten eröffnet das Altonaer Museum die Ausstellung “Koppelnavigation“. Heute entscheidet sich sein Schicksal.

Hamburg. "Wir lassen uns auch in schwierigen Zeiten nicht entmutigen. Wir haben Ideen und möchten sie auch in Zukunft umsetzen." Mutig klang das, trotzig und auch ein bisschen verzweifelt, was die Kuratorin Vanessa Hirsch gestern in dem von der Schließung bedrohten Altonaer Museum sagte. Anlass war die Eröffnung einer Ausstellung von Jaro Straub. Der Künstler hatte auf dem Flohmarkt eine turmartige Holzkonstruktion gefunden, die ihn an Skulpturen der russischen Konstruktivisten erinnerte. Er baute sie im Maßstab 1:5 nach, und erfuhr erst später, dass es sich bei seinem Vorbild um das Modell der Kugelbake handelt, des Seezeichens in Cuxhaven. Nun steht Straubs sechs Meter hohe Kopie im Innenhof des Museums als spektakulärstes Objekt einer Kunstausstellung unter dem Titel "Koppelnavigation".

Dieser nautische Begriff bezeichnet laut Wikipedia-Definition die "Ortsbestimmung (Ortung) eines bewegten Objekts durch Messen der Bewegungsrichtung (Kurs), der Geschwindigkeit (Fahrt) und der Zeit". Der Kurs, den das Altonaer Museum künftig nehmen wird, ist dagegen völlig offen. Darüber berät noch bis in die heutigen Nachmittagsstunden der Senat in seiner Sparklausur.

Entsprechend gedrückt ist die Stimmung unter den Mitarbeitern des Museums, das in den letzten Tagen immer wieder als wahrscheinliches Sparopfer genannt worden ist. Seit Januar 2008 ist das Altonaer Museum Bestandteil der Stiftung Historische Museen Hamburg, zu der auch das Hamburgmuseum, das Helms-Museum und das Museum der Arbeit gehören. Insgesamt erhält die Stiftung pro Jahr Zuwendungen von der Kulturbehörde in Höhe von 11,5 Millionen Euro. Der größte Teil, nämlich etwa acht Millionen, entfällt auf Personalkosten. Da die Schließung eines Standorts am Personalbestand nichts ändern würde und die Sammlung auch weiterhin betreut werden müsste, wäre der Spareffekt eher bescheiden. Experten beziffern die Einsparung auf maximal 500 000 Euro. Der Altonaer Freundeskreis scheint das schicksalsergeben hinzunehmen, Protestaktionen gab es jedenfalls bislang nicht.

Wie andere Städte die Kosten im Museumsbereich drücken, zeigt das Beispiel Mannheim. Nach einem Bericht der "Südwestpresse" hatte das dortige Technoseum 2006 noch 100 Stellen, jetzt sind es nur 80, das Sparziel liegt bei 70 Stellen. Durchgesetzt hat diesen drastischen Personalabbau Museumsdirektor Hartwig Lüdtke. Noch Anfang September war Lüdtke, der auch einer von Ex-Kultursenatorin von Welck eingesetzten Expertenkommission angehörte, als Generaldirektor der Stiftung Historische Museen Hamburg vorgesehen gewesen, möglicherweise auch als Experte für Personalabbau.

Am Wochenende gab die Kulturbehörde bekannt, dass statt eines externen Generaldirektors künftig Kirsten Baumann, die Direktorin des Museums der Arbeit, die Stiftung als Alleinvorstand leiten soll. Wenn der Stiftungsrat am 24. Oktober darüber abstimmt, dürfte sich Hamburgs Museumsszene bereits drastisch verändert haben.