Schon vor dem Jahreswechsel hat Michael Naumann im Freundeskreis angedeutet, dass seine Zeit als Chefredakteur des Magazins "Cicero" bald ablaufen würde. Tatsächlich gibt er nun im Sommer das Amt ab. Zu Cicero, dem Intellektuellen im antiken Rom, hat kaum jemand besser gepasst als Naumann. Ein Dichter und Denker, scharfzüngiger Meister der Rede und des geschriebenen Wortes, dessen Ego ähnlich ausgeprägt ist wie seine Gesprächskultur.

Man darf diesen Mann einen Hanseaten nennen, obwohl er vor 70 Jahren im anhaltinischen Köthen zur Welt kam und heute die meiste Zeit in Berlin lebt. "Spiegel", "Zeit", Rowohlt, Henry Holt in New York - der Vater zweier Kinder, seit 2005 verheiratet mit Marie Warburg, diente an den besten Adressen.

Zweimal begab sich der Sozialdemokrat ins politische Feuer. Als Staatsminister hob er für Kanzler Schröder die Kultur auf die politische Bühne ("die aufregendste Zeit in meinem Leben"). Und 2008 stieg er in die Niederungen der Landespolitik herab und führte für Hamburgs SPD einen aussichtslosen Wahlkampf gegen den populären Bürgermeister Ole von Beust.

Ob er jetzt mit seinem in Maine/USA liegenden Boot die Welt umsegelt oder nur eine Biografie gleichen Titels schreibt, ist offen. Michael Naumanns Leben wird spannend und konfliktfreudig bleiben. Bekannt ist, dass er gern kritische Briefe an Kollegen schreibt. Wir warten mal ab.