In Indien hatte Schauspieler Shah Rukh Khan heftige Proteste ausgelöst. Morgen startet sein neuer Film “My name is Khan“ in Deutschland.

Hamburg. "Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist." Den zentralen Satz des Dramas "My Name Is Khan", der morgen in den deutschen Kinos anläuft, hätte Hauptdarsteller Shah Rukh Khan auch gut im echten Leben zum indischen Filmstart nutzen können. Wenn der Superstar des Hindi-Cinemas in einem neuen Werk zu sehen ist, sorgt die Hysterie der Fans an sich schon für verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Zumal diesmal mit Kollegin Kajol das Traumpaar des filmverrückten Subkontinents nach neun Jahren erstmals wieder zusammen auf der Leinwand vereint ist.

Doch diesmal wurde die Stimmung um die Premiere von einem politischen Skandal angeheizt, der nicht nur viel über den Einfluss des 44 Jahre alte Schauspielers und Produzenten erzählt, sondern auch über die nervöse Verquickung von Macht und Medien.

Der Bollywood-Schauspieler hatte in einem Interview seine Enttäuschung darüber geäußert, dass bei einer Auktion keiner der pakistanischen Spieler in die höchste indische Cricket-Liga IPL aufgenommen worden war. In einem Interview mit dem indischen TV-Sender NDTV erklärte er: "Wir sind dafür bekannt, jeden willkommen zu heißen, und das sollten wir auch tun."

Dieses Demokratie-Bekenntnis rief die nicht gerade für kühle Räson bekannte Regionalpartei Shiv Sena auf den Plan, die den Hinduismus radikal interpretiert und sich über die Abgrenzung zu Moslems und zu Pakistan definiert. Die aufgewiegelten Anhänger der Shiv Sena verbrannten "My Name Is Khan"-Plakate und riefen zum Boykott des Films auf.

Aus Angst vor Ausschreitungen erwogen Multiplex-Ketten des Landes, den garantierten Kassenschlager nicht ins Programm zu nehmen. Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften berichteten Schlag auf Schlag von jeder vermeintlichen Neuigkeit in dem Fall. Als Shah Rukh Khan in dieser turbulenten Phase von seinem Promotrip zur Berlinale aus Deutschland zurückkam, verkündeten die Hauptnachrichten: "SRK is back!" Als sei ein verlorener Sohn nach Jahren heimgekehrt. Fast schon sarkastisch erscheint es da, dass "My Name Is Khan" eben nicht die Diskriminierungen in Indien, sondern in den USA nach den Attentaten auf das World Trade Center thematisiert.

"Wenn wir keinen Dialog mit Pakistan haben, wird das etwa den Terrorismus stoppen?", fragte Khan im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "India Today" rhetorisch. Und er führte weiter aus: "Terrorismus hat keine Nation, er ist eine Nationalität für sich."

Der in Indien ausgeprägten Liebe zur Kinokultur ist es letztlich zu verdanken, dass die Neugier über die Angst siegte und der Film innerhalb von vier Wochen in Indien mehr als 700 Millionen Rupien einspielte, umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro.

Der Reigen der Superlative begann jedoch schon weit vor der Premiere: Fox Star Entertainment, der indische Zweig des US-Kinokonzerns, kaufte die Rechte für eine Rekordsumme von einer Milliarde Rupien, rund 17,5 Millionen Euro.

Für den deutschen Markt wurde die stattliche Bollywood-Länge des Films von 161 auf 127 Minuten gekürzt, als Zugeständnis an den westlichen Geschmack, den Bollywood in letzter Zeit verstärkt zu treffen versucht. Zwar erscheint die Handlung von "My Name Is Khan" durch den Schnitt an einigen Stellen etwas abrupt. Aber einen Skandal wird das ganz gewiss nicht auslösen.