Gegen Ende 1940 errichtete das Deutsche Reich im besetzten und eroberten Polen für die Juden, die aus dem gesamten Reichsgebiet ins Generalgovernment (also Polen als Besetzungskolonie der Deutschen) zusammengetrieben worden waren, Gettos. In diesen in Lodz und in Warschau, die der Zwangsarbeit und der "natürlichen" Vernichtung der jüdischen Bewohner zugedacht waren, herrschte unvorstellbare Enge. Hunger, Not, Korruption und Verzweiflung waren der Alltag. Die über 700 000 Juden, die hier zwischen verwesenden Leichen, verhungernden Mitbewohnern und unter der Willkür der SS zusammengepfercht lebten, wurden schließlich der "Endlösung" in Treblinka ausgeliefert. Reich-Ranicki und seine Frau entkamen und erlebten das Kriegsende im Untergrund, von einer polnischen Familie aufgenommen und verborgen. Er war im Getto Dolmetscher und Musikkritiker gewesen, hat aufgezeichnet, wie inmitten dieses bestialischen Infernos die Musik und Kultur ein verzweifelter Überlebensversuch waren - trotz allem.

Im Getto-Aufstand von April und Mai 1944 erhoben sich die 60 000 verbliebenen Juden in einem aussichtslosen Kampf gegen die Waffen-SS und Wehrmacht. Sie wurden vernichtet und ausgerottet.