Vom 13. Februar bis zum 24. Mai zeigt das Bucerius-Kunst-Forum eine Ausstellung über llusion und Wirklichkeit in der Kunst.

Hamburg. Auch Kaiser ließen sich von raffiniertem Bildwerk täuschen. So wie einst Kaiser Ferdinand III., der "ein gemahltes Kupferstuck" aus einem Bild zu greifen versuchte. Schließlich aber habe Majestät, berichtet Kunstschriftsteller Joachim von Sandrart, den "Kunstreichen Betrug" erkannt, "gelachet und das Werk sehr gerühmet". "Kunstreicher Betrug", das heißt modern ausgedrückt Trompe-l'œil. Im Bucerius-Kunst-Forum dreht sich von morgen an alles um diese und andere Fallen des Augensinns. "Täuschend echt - Illusion und Wirklichkeit in der Kunst" präsentiert vom römischen Mosaik bis zu den Fotografien eines Thomas Demand rund 80 Arbeiten.

Ähnlich wie Tatoos erleben Trompe-l'œils kurvenreiche Konjunkturen. Mal werden sie als Kunst- und Wunderkammer en miniature geschätzt, mal fallen sie in Ungnade ob ihres allzu augenscheinlichen Effekts. Aktuell aber feiern wir Hoch-Zeiten der Augentäuschung, eine Wiedergeburt des "Täuschend echt", das mit dem Wettstreit der griechischen Maler Zeuxis und Parrhasios seinen Ausgang nimmt. Mit ihren gemalten Trauben oder Vorhängen vermochten sie Natur und Mensch hinters falsche Licht zu führen und der Kunstgeschichte unerschöpfliche Vorbilder zu geben.

Zusammen mit Samuel van Hoogstraten zählt Cornelis Norbertus Gijsbrechts zu jenen Malern, die Mitte des 17. Jahrhunderts das Trompe-l'œil zu unerreichten Höhen führten. Beide beherrschten die Kunst, mit Motiven flacher Dinge wie Scheren, Münzen oder Papier ein haptisches Täuschungsmanöver auszuführen. Das war nicht allein Demonstration von Meisterschaft, sondern auch stolze Selbstdarstellung, wie Kuratorin Bärbel Hedinger ausführt: Statt seines Antlitzes lässt van Hoogstraten Gegenstände des Alltags von "seiner Tätigkeit als Schriftsteller und Theoretiker und nicht zuletzt von seinem Aussehen sprechen".

"Täuschend echt" versammelt eine Vielzahl solcher Steckbretter, die mit alltäglichen Dingen in Schein-Regalen oder hinter zum Schein gesprungenen Gläsern die Augen täuschen. Das reicht bis in die Gegenwart mit Arbeiten von Thomas Demand und Gerhard Richter. Darüber hinaus werden Beispiele aus Handschriften, unter ihnen ein bezaubernder Blick hinter ein "aufgesprungenes" Pergament aus der Renaissance gezeigt. Auch Pere Borrell del Casos Coup, einen Jungen einem Rahmen entsteigen zu lassen (1874), zählt zu den Glanzleistungen, dem Augensinn ein 2-D für ein 3-D vorzumachen.

Dort wo nicht flaches Räumliches vortäuscht, sondern Plastisches sich als Reales ausgibt, betritt die Ausstellung das Terrain der Illusion. Täuschungen sind hier die Ausnahme. Der Reiz liegt mehr in der authentischen Nachbildung als historischer Naturabguss oder als überdimensionierte Walnüsse aus Kirschholz (Bethan Huws). Und wie ins Leben übersetzte Kunst wieder zurück in die Kunst findet beweist Christian Jankowski mit seinen "Living Sculptures". Fußgängerzonenkünstler, die sich ihrem Publikum als lebende Skulptur präsentieren, bildete er maßstabsgerecht in Bronze nach: eine trickreiche Enttäuschung von Täuschung.

Täuschend echt Illusion und Wirklichkeit in der Kunst, Bucerius-Kunst-Forum, 13. Februar bis 24. Mai, Katalog 24,80 Euro