Die Kulturwelt nahm 2009 Abschied von Schauspielern, Regisseuren, Künstlern. Wir trauern und werden uns lange an sie erinnern.

Manfred Steffen

Er gehörte fast 40 Jahre zum Ensemble des Thalia-Theaters. Hauptrollen hat er selten gespielt, dennoch war er einer der Großen, wurde vom Publikum nicht nur gefeiert, sondern wirklich geliebt. Ungemein einprägsam war seine leicht näselnde und dabei sonore Stimme, die ein Millionenpublikum vor allem durch Hörbücher kannte. Steffen, der 1916 in Hamburg geboren wurde, stand u. a. in Oberhausen, Aachen und Dresden auf der Bühne und arbeitete in der unmittelbaren Nachkriegszeit als Nachrichtensprecher beim NWDR. Am 22. Januar starb er im Alter von 92 Jahren in Halstenbek.


Hanne Darboven

Die weltberühmte Künstlerin entstammte einer namhaften Hamburger Kaufmannsfamilie, studierte an der HFBK und setzte ihre Ausbildung 1966 in New York fort. Beeinflusst von der Minimal Art, fand sie früh zu einer künstlerischen Ausdrucksform, die sie ihr ganzes Leben weiterentwickeln sollte. Die Betrachter ihrer Werke, die seit 1967 in allen wichtigen Kunstmetropolen gezeigt wurden, waren ebenso irritiert wie fasziniert von ihrer völlig eigenständigen Position, in der sie mit Zahlenreihen, Texten und Kästchen grafische Strukturen schuf, die auf vielfältige Weise variiert wurden. Hanne Darboven starb am 9. März 67-jährig an den Folgen einer Krebserkrankung.

Traugott Buhre

Geboren wurde der Schauspieler 1929 als Pastorensohn im ostpreußischen Insterburg. Nach Kriegsende besuchte er in Hannover die Schauspielschule und stand später in Hamburg, Köln, Stuttgart und Frankfurt auf der Bühne. Mit Hamburg war Buhre auf besondere Weise durch das Thalia-Theater verbunden. Hier setzt sein "Faust" 1979 in Hans Hollmanns sprachbetonter, zugespitzter Inszenierung von Goethes Menschheitsdrama Maßstäbe. Traugott Buhre starb am 26. Juli, wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag.

Heidi Oetinger

Sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau, besaß aber vor allem ein sicheres Gespür für wichtige Bücher und unterhielt zu vielen ihrer Autoren ein enges persönliches Verhältnis. In diesem Zusammenhang muss zuerst Astrid Lindgren genannt werden, deren Bücher Oetinger in Deutschland zum Erfolg führte. Für die Leser im Nachkriegsdeutschland war die ebenso fantasievolle wie respektlose Heldin Pippi Langstrumpf erfrischend und mutig. Erfolge feierte die Verlegerin u. a. auch mit den Büchern des Helgoländers James Krüss, mit der "Sams"-Reihe von Paul Maar, den Titeln von Kirsten Boie und weiteren Kinder- und Jugendbüchern, von denen einige Klassiker wurden. Am 5. Oktober starb Heidi Oetinger, weniger Wochen vor ihrem 101. Geburtstag, in Hamburg-Duvenstedt.

Peter Zadek

1958 kam der in Berlin geborene Emigrant aus London nach Deutschland zurück. Und krempelte das deutsche Stadt- und Staatstheater vollkommen um. Kein anderer Regisseur hat jemals in Deutschland 50 Jahre lang die Bühnenästhetik so stark geprägt wie Zadek. Zadek drehte Filme, schrieb seine dreiteilige Autobiografie und inszenierte am liebsten Shakespeare. Er entdeckte viele Talente und versammelte die besten Schauspieler der Zeit in seinen Ensembles. Zur Inszenierung seines Lebens wurde 1976 am Schauspielhaus "Othello" mit Ulrich Wildgruber. "Hamlet", "Ghetto", "Lulu", "Andi" bleiben unvergessen. Zadek, der auch Intendant des Schauspielhauses war, starb am 30. Juli in Hamburg.

Erich Böhme

Die meisten kannten Erich Böhme als Brille schwenkenden Gastgeber von "Talk im Turm", den er erstmals 1990 moderierte. Seine erste Karriere lag da schon hinter ihm: Von 1973 bis 1989 war er Chefredakteur des "Spiegels". Weil er in einem Kommentar die Wiedervereinigung ablehnte, musste er gehen. Ironie des Schicksals: Böhme heiratete eine frühere DDR-Nachrichtensprecherin und zog mit ihr nach Brandenburg, wo er am 28. November im Alter von 79 Jahren starb.