Einer, Alfred, sitzt jeden Nachmittag in der "Osteria" in Hamburg, wo es Süddeutsches zu essen gibt, Innereien, Kutteln, Euter, Leber: Er sitzt, lässt sich volllaufen, ist 60 und war ein großer Werbecrack, damals, als es im deutschen Fernsehen nur drei Programme gab. Er hat den "weißen Riesen" erfunden, damals.

Ein anderer heißt Gumbo, ist jung, er sitzt in einer Werbeagentur, in die er sich hineingeschlafen hat mit Barbara, hört sich gerade das Geschwafel einer geplanten Kampagne an: "... message ohne message" wolle er zeigen, "im eigentlichen Sinne also bitte nicht zu verwechseln mit Barbarei, Vorzivilisatorischem". Bims heißt der Schwätzer, und Gumbo denkt an den weißen Zopfpullover Barbaras, die eigentlich nur lesbisch liebt und die um die Vierzig ist, zeitlos jung ...

In diesem Roman befindet man sich in Hamburgs Werbeagenturenwelt, ein Beruf, der um das Jahr 2000 herum der Erlaubnis zum Gelddrucken gleichkam. Aber diese Welt ist voll psychedelischer Löcher und voll rechtsradikalen Terrors. Und so erinnert Bessings Roman nicht zufällig an Christian Krachts "1979", und noch weniger zufällig an Bret Easton Ellis' "American Psycho" oder die französische Welt der Labels und Edelmarken in Frédéric Beigbeders "39,90". Eine Welt, die nach der "Generation Golf" lieber im Porsche umherkurvt, bevor sie sich selbst in die Luft jagt.

Das war literarische Mode 2001, weltweit. Es war die von Bessing im Berliner "Hotel Adlon" angekündigte "Tristesse Royale". Nobel geht die Welt zugrunde. Eben Royal, wie einst Kir Royal oder jetzt Grill Royal.