Wer “Kerner“ guckt, blickt auch auf dessen Wahlheimat Hamburg: In der Kulisse leuchtet das Rathaus.

Show: Kerner 21.15 Sat.1

Er leide keineswegs an "Exklusivitis" hat Johannes B. Kerner vor dem Start seiner neuen Sendung bei Sat.1 lässig erklärt - und damit vor allem seine Gästeauswahl gemeint. In der ersten Sendung ist nun unter anderem Stadionkomiker Mario Barth zu Gast - exklusiv geht tatsächlich anders.

Als das eigentlich Exklusive - und so funktioniert die vermeintlich bescheidene Bemerkung eben auch - muss demnach der Moderator gesehen werden. Weshalb die Show, die bei seinem alten Arbeitgeber ZDF noch "Johannes B. Kerner" hieß, von heute an allein auf dessen Nachnamen vertraut. "Kerner" ist längst eine Marke.

Und die wird ab sofort untrennbar mit seiner Wahlheimat verbunden sein. Wer in Zukunft Kerner guckt, schaut zwangsläufig auch auf das Hamburger Rathaus. Denn Kerners neue Kulisse zeigt Hamburg. Bei Nacht. Und das ist zwar nicht neu (Beckmann sendet aus einem nachempfundenen Speicherstadt-Loft), aber doch ein weiteres deutliches Bekenntnis zum Produktionsort (der ja auch Kerners Wohnort ist). Die "FAZ" hat den verantwortlichen Setdesigner Florian Wieder, der sich unter anderem auch für "Wetten dass ..?" und "Anne Will" die Ausstattung ausdachte, einmal "eine Art Medium, im transzendentalen Sinne, der die Innenwelten der Moderatoren in Möbelgruppen verwandelt", genannt. Kerners Innenwelt, von Florian Wieder übersetzt in Kulisse, ist demnach recht lokalpatriotisch verankert.

Inhaltlich will Kerner zum Wochenbeginn "ein journalistisches Magazin mit einem unterhaltenden Anspruch" anbieten. Jauchs "stern TV" lässt grüßen, wobei Kerner "diese Schuhe" dann doch als "zu groß" erklärt. In Bezug auf die Quoten gibt er sich vorsichtshalber bescheiden: "Mir ist schon klar, dass wir anfangs nicht die Zuschauerzahl erreichen, die wir beim ZDF hatten. Da bin ich Realist."

Warum er dennoch zu Sat.1 wechselte, hat andere Gründe als die Jagd nach starker Quote. Es mache ihm Spaß, bei einem Sender zu arbeiten, der sich komplett neu aufstelle und bei dem auch "das größte Talent seiner Generation" arbeite. O-Ton Kerner. Gemeint ist Oliver Pocher, der ebenfalls erst kürzlich das Öffentlich-Rechtliche gegen Sat.1 eintauschte, dessen Quoten allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Der andere Grund sind Kerners Mitarbeiter. Sat.1 war bereit, Produktionskosten in siebenstelliger Höhe zu finanzieren und damit auch seinen 30-köpfigen Kernstab. Hätte Kerner, wie ursprünglich angedacht, beim ZDF die Anzahl seiner Sendungen stark reduziert, hätte er Mitarbeiter entlassen müssen.

So wird er stattdessen heute zum Höhepunkt der Sat.1-Herbstoffensive, zu der auch die neue Dokusoap "Deutschland wird schwanger" gehört. Sie läuft heute direkt vor "Kerner". Für den (zum vierten Mal) frischgebackenen Vater ein irgendwie passendes Umfeld.