Seit Monaten wird über eine erneute Berufung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender (60) gestritten, gestern Abend wurde er nun in Köln mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ausgezeichnet.

Köln. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", kritisierte in seiner Laudatio die Einmischung von Politikern aus dem ZDF-Verwaltungsrat scharf. Unter anderen hatte sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) gegen eine erneute Berufung Brenders ausgesprochen. "Es geht hier um die Gefahr eines Eingriffs in die DNA, in das Erbgut, des Senders", sagte Schirrmacher. Ministerpräsidenten sollten überhaupt nicht in Verwaltungsräten von öffentlich-rechtlichen Sendern sitzen und über die Verträge ebender Journalisten entscheiden, die anschließend wieder kritisch über sie berichten sollten. Schirrmacher: "Es geht um die Demarkationslinie zwischen Journalismus und politischer Macht." Hier werde eine elementare Grenze überschritten.

Brender habe gezeigt, was kritischer Journalismus bedeuten könne, als er in der Berliner Runde bei der Bundestagswahl 2005 den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in die Schranken wies. Schirrmacher: "Brenders Elefantenrunde ist Kult bei You Tube." Die Jury hatte ihre Entscheidung mit Brenders unabhängiger Haltung begründet: "Er hält Distanz und macht sich nicht gemein, ganz im Sinne des ehemaligen 'Tagesthemen'-Moderators Hanns Joachim Friedrichs."