Zehn Prozent mehr Zuschauer, einzelne Filmperlen und etwas zu viel Experimentierfreude - eine Bilanz.

Hamburg. Mit "Soul Kitchen" hatte es begonnen, mit "Soul Kitchen" ging es zu Ende, das 17. Filmfest Hamburg. Fatih Akins gelungene Heimatkomödie über Aufstieg und Fall eines Hamburger Restaurantbesitzers stimmte das Publikum am Eröffnungsabend aufs Schönste auf die bevorstehenden Cineastentage ein - und gewann zehn Tage später, auf der von Inka Schneider (NDR) souverän moderierten Abschlussgala im ausverkauften Cinemaxx Dammtor, den Art Cinema Award des internationalen Verbands der Filmkunsttheater. Der Regisseur, zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs zu Dreharbeiten in der Türkei, ließ seine Freude per Telefon ausrichten: "Geil."

Es war eine schöne Klammer für dieses Festival, das sich sonst nur schwer auf einen Nenner bringen lässt. Das nicht mithalten kann mit dem, was die Berlinale oder das Münchner Filmfest an Stars und Premieren präsentieren (was, vergleicht man die jeweiligen Etats, nicht verwundert) - und trotzdem mit einzelnen Produktionen auftrumpfen kann: der Filmversion von Stieg Larssons "Verblendung", der Deutschlandpremiere von Werner Herzogs "Bad Lieutenant" oder der Locarno-Entdeckung "She, a Chinese". Das sich klar bekennt zu Independent-Produktionen und Low-Budget-Filmen aus dem Iran oder Rumänien, die es hierzulande nie ins Kino schaffen und wenig Chancen auf großen Publikumszuspruch haben.

Bei einem derart speziellen Programm bleibt es wohl nicht aus, dass manch ein Saal nur zu einem Viertel gefüllt war. Insgesamt jedoch bewies sich Hamburg als Kinostadt: Rund 38 000 Zuschauer zählten die Veranstalter - ein Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Gelänge es künftig, dem Publikum stärker noch als bislang zu vermitteln, was sich ihm hier an zehn Tagen bietet - die Besucherzahl könnte sicherlich noch wachsen. Denn nicht immer wird deutlich, welche Art von Filmen sich hinter den zum Teil ominös betitelten Reihen ("Agenda 09") verbergen. Von allem etwas - das mag spannend sein, verschreckt aber weniger experimentierfreudige Zuschauer. Gewohnt gut besucht waren die Sektion TV-Spielfilme im Kino, darunter der mit dem Produzentenpreis ausgezeichnete "Mörder auf Amrum", sowie die skandinavischen Produktionen - hier hat das Filmfest immer wieder gezeigt, dass es auf Qualität setzt. Gleiches gilt für die iranischen Filme, die, seitdem Festivalleiter Albert Wiederspiel und Kathrin Kohlstedde das Programm verantworten, zunehmend gut besucht sind. So auch der schräge Abschlussfilm "No One Knows about Persian Cats".