Robert Langdon ist wieder da. Vorgestern ist Dan Browns lang erwarteter neuer Thriller “The Lost Symbol“ in England und Amerika erschienen.

Hamburg. Seither verfolgen englischsprachige Fans die verschlungenen Wege der Kultfigur, die als Symbol-Entschlüsseler im Zeichensalat nach der Sprache der Wahrheit sucht.

In Bergisch Gladbach arbeiten seit vorgestern sechs Übersetzer simultan an der deutschen Übersetzung. Um "Das verlorene Symbol" am 14. Oktober auf den Markt bringen zu können, setzt die Verlagsgruppe Lübbe auf dieses besondere Verfahren. Weil nämlich Nachlektorat, Satz und Druck auch noch ihre Zeit brauchen, müssen die 509 englischen Seiten schon bis zum 25. September übersetzt sein. 661 deutsche werden es, verrät schon mal der bewährte Umrechnungsfaktor 1,3 - und weil jedes der 133 Kapitel auf einer rechten Seite anfangen soll, sind's am Ende 768.

Diese Vorgehensweise ist eine Premiere in der Geschichte des Hauses. Verlagsleiter Marco Schneiders hat das Buch, nach Handlungssträngen sortiert, kapitelweise auf sechs Leute verteilt. Unter 100 Seiten in zehn Tagen, das ist rein mengenmäßig kein Problem für einen Profi. Die Herausforderung liegt aber in der Komplexität des Buchs, erläutert Schneiders: "Brown arbeitet mit Zahlen- und Buchstabenrätseln. Der Übersetzer muss sich dauernd fragen: Liegt dem Wort im englischen Original eine Zahlensymbolik zugrunde? Wenn ein englisches Wort sechs Buchstaben hat, kann es sein, dass diese Sechs der Schlüssel zu einer Rätsellösung ist." Einmal täglich setzt sich das Team zusammen, um Begriffsfragen zu klären; über die stilistische Kontinuität wacht ein Lektor.

Mit Bedacht hat Schneiders eine Theologin, einen Historiker, einen Politologen, Natur- und Sprachwissenschaftler in das Team geholt: "So haben wir den Sachverstand für die Disziplinen, die Brown behandelt." Gegen Motivationstiefs sind die Übersetzer gewappnet: "Alle sind große Dan-Brown-Fans", sagt Schneiders. "Es erleichtert die Arbeit, wenn man sich gerne in Verschwörungstheorien und Symboliken hineindenkt."

Für zehn Tage haben sich die sechs in Bergisch Gladbach eingegraben. Jeder hat ein Büro für sich, aber sie sind über Internet und Telefon verbunden. Dieser Klausur fehlt eigentlich nur das Matratzenlager, aber die Dame und die fünf Herren nächtigen, ganz bürgerlich, im Hotel.