Ang Lees “Taking Woodstock“ erzählt facettenreich die Geschichte des berühmtesten Festivals aller Zeiten.

Wie man aus einer guten Geschichte noch etwas Neues und rundherum Gelungenes rausholen kann, zeigt Ang Lee in seinem wunderbar leichten Spielfilm "Taking Woodstock", der die Entstehung und die drei Tage des legendärsten Konzertes aller Zeiten als Geschichte des jungen Elliot Tiber erzählt.

Nicht nur, dass Demetri Martin, der den jungen Elliot spielt, der das Festival erst möglich gemacht hat, indem er es in seinen Heimatort geholt hat, ein äußerst sympathischer Schauspieler ist. Auch die Stimmung der damaligen Zeit hat Lee ungeheuer präzise eingefangen.

Flower-Power-Gefühle von seligen Blumenkindern, die nichts als lieb und ständig auf Droge sein wollten, im Hintergrund die erste Mondlandung, die TV-Berichterstattung aus Vietnam, nachgestellte Doku-Szenen und die spießige Nachbargemeinde - allem begegnet man inmitten dieses großen Sommermärchens voller guter Laune.

In Split-Screens wie im echten "Woodstock"-Film und mit einer herrlich psychedelisch blumig wabernden Sequenz in einem bemalten VW-Bus geraten wir mitten hinein in die Welt des Feierns und der freien Liebe.

Wie alle guten Komödien speist sich auch dieser Film aus dem Kontrast zwischen Jung und Alt, richtig und falsch. Elliots Eltern sind völlig gestörte Misanthropen.

Die Konzertbesucher, die im Schlamm rutschen, nackt im Teich baden oder schrecklich moderne Theateraufführungen proben, sind ohne Ausnahme gut drauf, so völlig eins mit der Welt und im guten Glauben, dass sie sich verändern wird. Und diese Stimmung des Love and Peace überträgt sich dann natürlich auch auf die Zuschauer. "Taking Woodstock" ist Lebensfreude pur.

Obwohl Elliot nie zum Konzert kommt und man nur in der Ferne die Musik der spielenden Bands hört, taumelt man als Zuschauer mitten durchs Getümmel der jungen, glücklichen, friedlichen Festival-Freaks.

Beachtlich, wie stimmig und mitreißend Lee dieses Zeitdokument in Spielfilmform hinbekommen hat. Die größte Herausforderung war, so hat Lee in einem Interview bekannt, "Hunderte von Statisten mit unbearbeiteten Körpern und intakter Schambehaarung" zu finden. Es ist ihm gelungen. Wie der ganze Film.

++++- Taking Woodstock USA 2009, 121 Minuten, ab 6 Jahren, R: Ang Lee, D: Jeffrey Dean Morgan, Emilie Hirsch. Liev Schreiber, täglich im Abaton (OmU), Koralle, Streit's (OF), UCI Mundsburg, UCI Smart-City, Zeise; www.takingwoodstock.de