Das Internationale Sommerfestival startete in der Handelskammer und feierte zwei große Premieren in der Kampnagelfabrik.

Hamburg. Beim letzten Sommerfestival konnte man eislaufen im weiß überzuckerten Park. Diesmal liegt der Schnee auf der Bühne: beim Gastspiel von Philippe Quesne mit der Performance "La Mélancholie des Dragons". Der Choreograf Emio Greco verbannte dagegen seine Tänzer in die Hitze seiner Choreografie "Hell". Festivalleiter Matthias von Hartz scheint eine Vorliebe für Kontraste und das Fortsetzen dramaturgischer Linien zu haben.

Er begann sein zweites Internationales Sommerfestival Hamburg mit emotionalen und visuellen Wechselbädern. Dass es bei einer Autopanne in der Kälte sanft, warmherzig, humorvoll und poetisch sogar unter Rockern zugehen kann, bewies das Vivarium Studio aus Paris. Umgekehrt zeigte Greco, dass sich hinter der glitzernden, effektvoll aufgeheizten Showfassade einer Spaß- und Unterhaltungsgesellschaft eisige Abgründe der Vereinsamung auftun.

Von Hartz führte die 2008 begonnene Kooperation mit der Handelskammer fort, in der Vizepräses Jens Peter Breitengroß die Gäste begrüßte. Nikolas Hill, Staatsrat der Kulturbehörde, konstatierte erfreut: "Es ist gelungen, Hamburg mit dem Sommerfestival wieder in der internationalen Festivallandschaft zu positionieren." Ging es im vorigen Jahr in der Reis-Installation des Performance-Kollektivs Stan's Café um den Hunger der Welt, stellte sich nun der Choreograf Jochen Roller selbst als Hungerkünstler aus. In seiner Performance "No Money, No Love" von 2002 rechnete er vor, wie er mit Nebenjobs sein Stück finanzierte und was es ihn an Arbeitskraft im Callcenter, bei einem Escort-Service oder als Verkäufer von Bauchmuskeltrainern kostete. Nach über 100 Vorstellungen zeigte er das Solo gestern ein letztes Mal, versteigerte dann die Requisiten und fragte polemisch: "Wo bleibt denn die Kunst, wenn das Geld fehlt?" Die Antwort ist klar: bis zum 30. August auf dem Hamburger Sommerfestival.