Lustig war die “Heu-Nummer“, erinnert sich Erika Berger. “Eine Frau sagte, ihr Mann will's nur noch im Heu machen und sie weiß gar nicht, wo sie all das Heu herkriegen soll.“

Köln. Von 1987 an moderierte Deutschlands berühmteste Erotik-Expertin die Live-Talksendung "Eine Chance für die Liebe" bei RTL. Es waren die Anfänge des Privatfernsehens, Höhepunkte der TV-Anarchie: Ulrich Meyer und sein "Heißer Stuhl", die Ausziehshow "Tutti Frutti" und eben Bergers erotische Hilfestellungen.

Seitensprünge, Erektionsprobleme und Orgasmen - fünf Jahre lang war ihr nichts Menschliches fremd. Volksaufklärung oder Volksbelustigung? Egal - wenn Erika Berger, immer dienstags kurz vor Mitternacht, auf ihrem roten Sofa Platz nahm, schalteten Millionen von Zuschauern ein. Sexualberaterin nannte Berger sich, als "Pionierin des TV-tauglichen Sexualconsultings" bezeichnete sie die "Süddeutsche Zeitung".

Bei ihrer Debütsendung plagte die Moderatorin, die heute ihren 70. Geburtstag feiert, eine panische Angst. "Ich hatte so ein Lampenfieber, dass ich meine Stimme nicht hören konnte, ich hab ständig an meinem Rock gezupft", erzählt sie. Ihren Tiefpunkt erreichte die Show 1992, als gegen Berger und RTL wegen Aufforderung zum Exhibitionismus ermittelt wurde; zu einer Anklage kam es nicht. "Bei einer Live-Sendung muss man auch mal damit rechnen, dass da ein Anruf 'reinkommt, der nicht unbedingt salonfähig ist", sagt Berger.

Die Erotik-Fachfrau ist RTL nie fremdgegangen. Nach ihrem Show- Klassiker moderierte sie für den Kölner Privatsender "Ein Flotter Dreier", dann bot sie ihre Beratung in heiklen Fragen fast allmorgendlich in Sendungen wie "Punkt 9" an, zuletzt 2007 im RTL-Mittagsmagazin. 2002 moderierte die Talkerin "Eine Chance für die Liebe" im Internet.

Rückblickend ist Erika Berger, die sich aus dem Showgeschäft zurückgezogen hat, froh, "dass wir den Leuten bewusst gemacht haben, dass sie mit ihren Partnerproblemen nicht allein sind und dass man auch im Fernsehen über alles reden kann, man muss allerdings die richtigen Worte für die Geschlechtsteile finden." Aufklären müssen heute andere.