Der Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel wird Berater der Philharmonie der Nationen. Die Schulden seien “zu 99 Prozent“ aus der Welt.

Hamburg. Nach langem Streit kann Justus Frantz nun wohl seine Ankündigung wahr machen. Die Querelen mit dem Förderverein seiner "Philharmonie der Nationen", die hohen Schulden aus verschiedenen Zusammenhängen - all das sei nun ausgestanden, sagte er dem Hamburger Abendblatt. Der Fortbestand seines Orchesters, in dem nach Idee von Leonard Bernstein und Justus Frantz junge Musiker aus vielen Ländern gemeinsam auf internationalen Tourneen und Festivals auftreten, scheint gesichert - sowohl der Förderverein als auch die Konzertmanagement GmbH des Ensembles sind personell neu aufgestellt. Künstlerischer Berater des Orchesterunternehmens wird Daniel Kühnel, Intendant der Hamburger Symphoniker und derzeit auch als Retter der Eutiner Festspiele tätig.

Die Philharmonie der Nationen und ihr Gründer Justus Frantz waren in den vergangenen Jahren in erhebliche finanzielle Schräglage geraten. Frantz nahm gegen das Versprechen von Anrechten auf sein Grundstück in Gran Canaria Privatkredite zugunsten des Orchesters auf und stand deshalb vor der Pfändung durch ein Mitglied des früheren Förderverein-Vorstandes. Der Vorstand selbst klagte vielfach gegen den früheren Konzertveranstalter von Frantz, um eine Aufklärung angeblich dubioser finanzieller Verhältnisse zu erreichen. Am 14. März wurde der alte Vorstand abgewählt.

Den Förderverein führt seither der Frankfurter Rechtsanwalt Adi Seffer, der sich um eine Beilegung der vielen Rechtsstreitigkeiten bemüht und die meisten noch in dieser Woche abgeschlossen haben will. Die Schulden des Maestros seien "zu 99 Prozent" aus der Welt. Sie wurden von Kennern der Materie auf einen siebenstelligen Euro-Betrag beziffert. Eine einzige Forderung - ein sechsstelliger Betrag - sei jedoch noch offen.

Der Hamburger Dirigent und Orchestergründer hat für seine weitgehende Entschuldung offenbar einen hohen Preis zahlen müssen: Ein Baugrundstück in Gran Canaria wurde veräußert; für seine Finca "Casa de los Musicos" soll es eine Treuhandlösung geben. Ein Unternehmen des Orchester-Hauptsponsors, der Würth-Gruppe (Befestigungs- und Montagetechnik), hat sie laut "Focus" für etwa sechs Millionen Euro erworben und dem Dirigenten ein lebenslanges Wohnrecht zugesichert. Er könnte sie auch zurückkaufen; das Finca Festival (25. August bis 5. September) wird weiterhin stattfinden.

Wegbereiter der Befriedung und Sanierung der Philharmonie der Nationen war der IT-Unternehmer Holger Follmann. Er ist Geschäftsführer der neuen Konzertmanagement GmbH, mit Chefdirigent Frantz und als weiterem Gesellschafter dem Unternehmer Jürgen Heraeus (Heraeus Holding, Unicef Deutschland). Follmann holte auch den Frankfurter Privatbankier Michael Schramm (Hauck & Aufhäuser) ins Boot. Der ist sich sicher, dass in der neuen Struktur keine finanziellen Ausrutscher möglich sind; Justus Frantz könne Zahlungen nicht mehr alleine auslösen. "Er hat ja nie in die eigene Tasche gewirtschaftet, aber es zeigt sich, dass ein begnadeter Musiker nicht unbedingt auch ein guter Kaufmann sein muss", sagt Schramm. Der Bankier hat bei der Entschuldung, zu der seine Bank kein Geld beigesteuert hat, beratend geholfen. Er ist sich nach Akteneinsicht sicher, dass er "weiß, wohin das Geld geht". Sein traditionsreiches Bankhaus ("seit 1796") ist nicht nur neue Hausbank des Orchesters, sondern - neben Reinhold Würth - einer seiner großen Sponsoren mit einem jährlich "gut sechsstelligen Betrag".

Während die Anwälte und Kaufleute daran arbeiten, neue und strategisch wertvolle Sponsoren zu gewinnen, um weltweite Konzertreisen zu ermöglichen, soll ihnen der Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel als neuer Berater in Fragen des Musik-Business zur Seite stehen. "Es ist eine kompetente Truppe, die die großartige Idee dieses Orchesters revitalisiert, und es ist eine spannende Aufgabe, dieses Orchester an seinem Neuanfang erfolgreich zu positionieren", freut sich Kühnel. Justus Frantz kenne er als "sehr beredten und sehr netten Menschen, von dem ich nichts Schlechtes sagen kann".

Das finanzielle Ziel der Philharmonie- und Frantz-Retter ist bescheiden gesteckt: "Wir wollen in diesem Jahr eine schwarze Null schreiben."