Hamburg. Liebeskummer entsteht bereits früh im Leben, sagen Psychologen. Das wirkt bis in spätere Partnerschaften weiter. Ein Buch gibt Tipps.

Wenn eine Beziehung in die Brüche gegangen ist, hören Betroffene gerne mal diesen Satz: „Du muss erst mal lernen, dich selbst zu lieben, dann klappt es auch in der Liebe!“ Wirklich hilfreich ist dieser Rat für die Leidtragenden nicht unbedingt, enthält er doch wenig Konkretes. „Was soll das genau bedeuten – sich selber zu lieben?“, mag der ein oder andere sich fragen. „Und was hat das mit meinem Liebesglück in einer Partnerschaft zu tun?“

Birgit Haus, Psychosynthese-Therapeutin und Resilienz-Trainerin, beleuchtet in ihrem Buch „Lieben ohne Leiden“, was hinter der modernen Binsenweisheit stecken könnte und – noch viel wichtiger – wie sich die Problematik angehen lässt.

Therapeutin: Liebeskummer aus der Kindheit wirkt bis in spätere Partnerschaften weiter

Den Annahmen der Autorin zufolge entsteht Liebeskummer bereits früh im Leben, meist dann, wenn Menschen in der Kindheit Mangel, Ohnmacht oder Ängste erleben. Diese Verletzungen werden vom Kind „abgespalten“ und ins Innere verdrängt, da es selbst zu diesem Zeitpunkt kaum Handlungsmöglichkeiten hat. Viele Jahre später projiziert der Erwachsene dann nicht nur seine kindlichen Sehnsüchte, sondern auch die alten, abgespeicherten psychischen Schmerzen auf seinen Partner, oft ausgelöst durch unterschiedliche Bedürfnisse oder Konflikte. Denn grundsätzlich wird mit dem Partner eine ähnlich große Nähe wie als Kind zu Mutter oder Vater erlebt. So wirken die Prägungen aus der Kindheit oft ins Erwachsenenleben hinein und schaffen viel Leid.

Resilienz-Trainerin Birgit Haus: Das Innere Kind und die Inneren Eltern

Die gute Nachricht von Birgit Haus ist: Mit Entschiedenheit und Willen lässt sich etwas gegen das Beziehungsleid tun. In den Mittelpunkt ihrer Lösungsstrategie stellt die Therapeutin das Konzept des inneren Kindes, das durch die Bücher von Stefanie Stahl große Popularität erlangt hat. Ebenso wie Stahl empfiehlt Haus eine konsequente und liebevolle „Innere-Kind-Arbeit“. Dabei ergänzt sie die kindlichen Persönlichkeitsanteile jedoch noch um die verinnerlichten Eltern. Auch diese können ihr zufolge negativ im Erwachsenen weiterwirken. Aus diesem Grund brauche es eine Ablösung von der unbewussten Identifikation mit diesen „veralteten“ Gefühlen, um zu einem souveränen und gesunden Fühlen und Handeln kommen zu können. Wie dies gelingen kann, zeigt sie anschaulich auf.

Das Buch von Birgit Haus zeigt einen Fahrplan zum Erwachsenenwerden

Die große Stärke des Buchs liegt zum einen darin, wie die Autorin Erkenntnisse aus der Psychologie und der Hirnforschung aufschlussreich zusammenführt und Methoden der Psychosynthese, bei der es um die Verbindung vom Ich-Bewusstsein und der Seele geht, für den Laien hilfreich zugänglich macht. Zum anderen punktet die Therapeutin mit einem Spektrum von Übungen und Fragekatalogen, die die Leserinnen und Leser gut selbständig durcharbeiten können. Fallbeispiele aus der eigenen Praxis der Therapeutin machen die Prozesse anschaulich nachvollziehbar.

Mehr zum Thema

Gut auch der Hinweis an wenigstens einer Stelle, dass die selbststärkende „Arbeit“ mitunter auch zu einer Beziehungstrennung führen kann. Denn natürlich gibt es auch toxische, gewalttätige Partnerschaften, für die nur ein Schlussstrich die Lösung sein kann. Insofern kann die Arbeit an sich selbst und den verinnerlichten Kind- oder Eltern-Anteilen nicht schaden. Und wem die Anregungen aus dem Buch nicht ausreichen, der kann auch die Seminare von Birgit Haus, meist im Raum Köln, besuchen. Mehr Infos unter: www.psychosyntheseinstitut.de

Birgit Haus: „Lieben ohne Leiden – wie du zu tiefer Verbindung mit dir selbst und einer erfüllten Partnerschaft findest“, goldegg Verlag, 215 Seiten, 24 €.