Barbara (19) will am 27. August auf der Staatlichen Schule für Sozialpädagogik eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin anfangen.

Vor zwei Jahren war es noch ihr Traum, Stewardess zu werden und um die Welt zu fliegen. Bloß weg aus Deutschland! Das Land, für das sie drei Jahre zuvor unfreiwillig ihre geliebte Heimat Chile verlassen musste, weil ihre Mutter einen Chilenen aus Hamburg geheiratet hatte. Aus Deutschland. Ein Land, dessen Sprache ihr fremd war. Ein Land, in dem die Menschen sie nicht akzeptierten. Wo sie außer ihrer Mitschülerin Noorziaa keine Freunde fand und ihre Klassenkameraden sie wegen ihrer falschen Klamotten anstarrten. So jedenfalls hat sie es oft empfunden. Doch der Aufnahmetest für die Stewardessenausbildung war ihr einfach zu schwer. "Mein Englisch ist nicht gut genug", glaubt Barbara jedenfalls. Sie hat es gar nicht erst versucht.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich Barbara weiterentwickelt. Heute ist sie selbstbewusster. Sie spricht mehr Deutsch, hat weniger Angst, etwas Falsches zu sagen oder falsch auszusprechen. Sie redet einfach drauflos. Heute trägt sie die Klamotten, die sie damals an anderen Mädchen bewundert hat, die coolen Sonnenbrillen und glitzernden Modeschmuck, wie es Frauen in ihrem Alter mögen. Und heute machen ihr Prüfungen nicht mehr so viel Angst wie noch am Ende der Hauptschulzeit. Noch weiß sie nicht, ob sie die Abschlussarbeiten der Berufsfachschule bestanden hat. Noch weiß sie nicht, ob sie jetzt schon zur Ausbildung an der Staatlichen Schule für Sozialpädagogik zugelassen wird und später mit Kindern arbeiten kann. Ob ihre Noten in Mathe, Englisch und Deutsch gut genug sind für die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin.

Doch sie hofft es. Weil Noorziaa die gleiche Ausbildung machen will. Und weil die Freundinnen seit der Hauptschule fast alles zusammen machen.

Es scheint, als sei Barbara in Deutschland angekommen. Sie ist zufriedener, hat ihren Frieden mit der neuen Heimat gemacht. Auch wenn sie manchmal immer noch Sehnsucht nach Chile hat, nach Südamerika, nach der Warmherzigkeit der Menschen dort, wie sie sagt. Zu ihrem 18. Geburtstag hat sie von ihren Eltern einen Urlaub in der Dominikanischen Republik geschenkt bekommen.

Was in zwei Jahren sein wird, weiß Barbara nicht. Sie plant nicht. Vielleicht geht sie dann zurück nach Chile? Oder in die Dominikanische Republik, wo ihr Freund wohnt, den sie im Urlaub kennengelernt hat? Aber eigentlich ist das Leben in Deutschland ja gar nicht so schlecht. Erst einmal kommt die Ausbildung. Und wenn sie dann keinen Job findet? Dann hat sie ja vielleicht Zeit, noch einmal richtig Englisch zu pauken und den Test für die Ausbildung als Stewardess zu machen. "Vielleicht packe ich es dann ja", sagt sie. Denn Stewardess zu werden, ist noch immer ihr Traum.