Ein Zusammenhang mit dem Schanzenfest sei nicht erkennbar, sagen die Ermittler. SPD-Innenexperte Andreas Dressel widerspricht jedoch.

Hamburg. Der schwere Motorblock des 5er BMW ist freigelegt, die Front völlig weggebrannt. Die unvorstellbare Hitze hat den Wagen in einen Schrotthaufen verwandelt. Die rußgeschwärzte Motorhaube des Volkswagens Passat dahinter steht offen wie ein schwarzes Maul. Wieder haben Brandstifter in der Hansestadt Autos angezündet. Und wieder hat die Polizei keine Hinweise auf die Täter.

Erst am Freitag waren drei Wagen völlig ausgebrannt - darunter auch ein Porsche Carrera (wir berichteten). Gestern traf es gleich fünf Wagen in Lurup und in Bahrenfeld. Gegen 4.45 Uhr brannte ein Volvo V70 an der Straße Achtern Styg (Lurup) völlig aus. Das Feuer sprang auf einen Porsche 911 über, der schwer beschädigt wurde. Eine Dreiviertelstunde später und vier Kilometer entfernt wurden drei weitere Wagen Raub der Flammen. Das Feuer drohte zudem auf ein Wohnhaus überzugreifen, eine 80-Jährige wurde in Sicherheit gebracht. "Ich bin gegen halb sechs aufgewacht, weil ich dachte, Schüsse aus dem Wald gehört zu haben", sagt Anwohner Wolf Walitzki (61). "Es knallte so laut, doch dann roch man auch gleich diesen beißenden Gestank."

Drohen der Hansestadt jetzt Berliner Verhältnisse, wo allein im vergangenen Jahr 92 Autos brannten - zumeist von Anhängern der linken Szene angesteckt? Die Polizei warnt vor Panikmache. Im Gegensatz zu den Brandanschlägen vom Freitag, bei denen der Staatsschutz ermittelt, hätten die gestrigen Brände keinen politischen Hintergrund. Weder die Auswahl der Fahrzeuge noch die Auswertung der Tatorte ließen einen solchen Schluss zu, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. "Die Ermittlungen sind noch am Anfang, die Ergebnisse müssen abgewartet werden." Möglicherweise haben die Taten vom Freitag auch Nachahmer angelockt, nicht zuletzt ist Lurup bereits zum Gefahrengebiet erklärt worden, nachdem es dort nach Brandstiftungen bereits mehr als 60-mal gebrannt hat.

Die Tätersuche gestaltet sich bei Brandstiftungen an Autos äußerst schwierig, da bei Branddelikten nur wenig verwertbare Spuren gefunden werden. Zudem sind die Täter meist verschwunden, bevor der Brand entdeckt wird. "Wir sind fast immer auf Zeugen angewiesen", sagt Sprecher Schöpflin.

Die Politik sieht kein schlüssiges Rezept, solche Taten im Vorfelde zu verhindern: "Mit alten Mustern, die solche Taten mit sozialem Aufbegehren begründen, kommen wir nicht weiter", sagt CDU-Innenexperte Kai Voet van Vormizeele. Die Herkunft der Täter beschränke sich nicht mehr auf politische Gruppen, die polizeilich überwacht werden könnten, oder auf soziale Brennpunkte, in denen Jugendprojekte präventiv wirken können.

GAL-Innenexpertin Antje Möller sieht nach den Taten keinen politischen Handlungsbedarf. "Wie bei allen gefährlichen Straftaten muss die Polizei mit ihrem Instrumentarium tätig werden, darauf vertraue ich", sagte Möller. Sie warnte davor, derartige Straftaten reflexartig mit dem Schanzenfest in Verbindung zu bringen, eine objektive Diskussion sei dann nicht mehr möglich.

Andreas Dressel von der SPD hingegen befürchtet, dass die Brände Vorboten einer Eskalation am Wochenende seien. "Ich sehe das durchaus in einem Gesamtkontext", sagte der Innenexperte. Auch im letzten Jahr habe es im Vorfeld des Schanzenfestes Anschläge etwa auf Geschäfte auf der Schanze gegeben.