Seit Dienstag wird der Elfjährige aus Lübtheen vermisst. Junge stand unter Obhut des Jugendamts Mitte und war in Wanderzirkus untergebracht.

Billstedt. Ein elfjähriger Junge, der vom Jugendamt Mitte über einen Träger der Jugendhilfe in einem Wanderzirkus untergebracht war, ist seinen Aufsichtspersonen entwischt und mit einem Kleinlastwagen von Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern) nach Billstedt gefahren.

Das Fahrzeug stellte er vor einer Friedhofseinfahrt ab. Seitdem ist er verschwunden. Die Polizei fahndete noch gestern nach Jeremie, der wegen schwerer Probleme in seinem Elternhaus zunächst bei seinen Großeltern lebte, bis diese nicht mehr mit ihm klarkamen. Gestern Abend hat sich der Junge nach Informationen von NDR 1 Radio MV bei seinem Großvater gemeldet.

Bereits vor zwei Jahren soll Jeremie in die Obhut des Jugendamts gekommen sein. Auf Betreiben einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung aus Nordrhein-Westfalen kam der Junge zum Zirkus Monaco, der in der Saison durch Deutschland tourt und von einer 45-Jährigen geleitet wird. Der Zirkus hat seinen Stammsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits in seiner Zeit in Hamburg war der Junge offenbar immer wieder auffällig geworden, hieß es gestern Abend. Unter anderem verursachte er Autounfälle. Das Bezirksamt Mitte bestätigte gestern, dass der Junge und die momentane Art seiner Unterbringung dort bekannt sind. Sprecherin Sorina Weiland wollte den Fall gestern Abend noch nicht bewerten. Sie sagt: "Manchmal muss man ungewöhnliche Methoden versuchen."

Jeremie flüchtete in einem weißen Mercedes-Kleintransporter mit dem Kenzeichen NWM-CM 206 nach Hamburg. Der Grund für seine Tour liegt vermutlich darin, dass ihm mitgeteilt wurde, dass er nicht bei seinen Großeltern Weihnachten feiern darf.

Jeremie ist etwa 1,50 Meter groß und kräftig. Er trug bei seiner Flucht eine schwarze Lederjacke, eine grüne Mütze und eine graue Sporthose. Jeremie war schon häufiger weggelaufen, auch als er noch in Hamburg lebte. Oft entdeckten Polizeibeamte ihn dann auf dem Dom wieder. Hier suchten Ermittler der Hamburger Polizei auch gestern nach ihm - zunächst ergebnislos. Im Bereich Lübtheen waren bereits umliegende Waldgebiete abgesucht worden, ein Polizeihubschrauber stieg mit einer Wärmebildkamera auf. Den Mercedes-Transporter hatte Jeremie offenbar ohne Zwischenfälle über die etwa 100 Kilometer lange Strecke von Lübtheen nach Hamburg gesteuert. Laut Polizei hat er Erfahrung im Umgang mit Kraftfahrzeugen. Im Umfeld des Zirkus war er am Dienstag zuletzt gesehen worden. Laut Ermittlern der Polizei in Ludwigslust könnte er seine Flucht geplant haben. In einem unbeobachteten Moment muss er sich die Autoschlüssel geschnappt haben.