Innensenator legt Kriminalitätsstatistik für 2011 vor. Von 293 Autobrandstiftungen in Hamburg wurden nur 37 aufgeklärt.

Hamburg. Weniger Wohnungseinbrüche und Autodiebstähle, dafür mehr schwere Körperverletzungen und Betrugsfälle im Internet: Die Zahl der Verbrechen insgesamt in Hamburg ist 2011 zwar leicht gestiegen, in einigen Bereichen allerdings deutlich zurückgegangen. Die Aufklärungsquote sank um zwei Punkte auf 44,3 Prozent.

228.874 Straftaten wurden registriert - ein Plus von 1,8 Prozent. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik, die Innensenator Michael Neumann (SPD) gestern vorgestellt hat. "Diese Steigerung ist bedauerlich", sagte er. Hinter jeder Zahl stehe ein Mensch, der Opfer einer Straftat geworden ist.

Stark rückläufig waren die Diebstähle von und aus Kraftfahrzeugen. Mit 19.725 Fällen verzeichnete die Polizei 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr und damit einen historischen Tiefstand. Noch deutlicher verringerte sich die Zahl der Wohnungseinbrüche. 6482-mal stiegen Täter in Häuser und Wohnungen ein - 14 Prozent seltener als 2010. Neumann sprach von einer "erfreulichen Nachricht - gerade wenn man bedenkt, dass ein Einbruch immer ein schmerzhafter Eingriff in die Privatsphäre ist". Viele Hamburger sicherten ihr Zuhause immer besser; in zwei von fünf Fällen sei es den Tätern nicht gelungen, in die Wohnung einzudringen, sagte Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch. Außerdem zögen sich organisierte Banden aus Hamburg zurück.

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Bei der Gewaltkriminalität gab es positive und negative Entwicklungen. Die Zahl der Tötungsdelikte nahm 2011 im Vergleich zum Vorjahr von 77 auf 61 ab, die der angezeigten Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen ging von 192 auf 144 zurück. Das sei der niedrigste Stand seit zehn Jahren, betonte der Leiter des Landeskriminalamts, Reinhard Chedor. Bei den Vergewaltigungen und Nötigungen habe es zudem mit 82,6 Prozent die höchste Aufklärungsquote seit 1971 gegeben.

Die Zahl der Raubdelikte stieg dagegen um 75 Fälle auf 2725, die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 4,1 Prozent auf 5918. Etwa 40 Prozent aller Körperverletzungen wurden im Bezirk Mitte registriert, zu dem auch die Reeperbahn gehört. Dabei war häufig Alkohol im Spiel. Neumann betonte, es mache ihm große Sorgen, dass sich manche "die Hacke vollsaufen und wahllos Opfer suchen".

Besonderes Aufsehen erregten die vielen Autobrandstiftungen. Die Polizei zählte 293 Taten - 136 und damit 86,6 Prozent mehr als 2010. Als Motive vermuten die Ermittler in den meisten Fällen (86 Prozent) Vandalismus; seltener gehe es um Versicherungsbetrug, Verdeckung von Straftaten oder politische Hintergründe. 37 Fälle konnte die Polizei bisher aufklären.

Annähernd verdoppelt hat sich die Zahl der Taten, die über das Internet verübt werden. "Vor allem beim Internetmarktplatz Ebay", sagte Kopitzsch. Details nennt die Statistik allerdings nicht. Nach Abendblatt-Informationen geht es um 5687 Fälle - ein Zuwachs von 44 Prozent. Bei vier von fünf dieser Delikte handelt es sich um Betrug.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) kritisierte die Statistik insgesamt. Sie sei "nicht mehr als eine Strichliste", sagte BDK-Landeschef André Schulz. "Einzelne Straftaten, wie zum Beispiel ein Mord oder eine Vergewaltigung, die wegen ihrer Schwere massiven Personal- und Technikeinsatz erfordern, zählen in dieser Statistik nicht mehr als beispielsweise der einfache Ladendiebstahl." Für die SPD-Bürgerschaftsfraktion gibt die Kriminalstatistik Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die nach wie vor geringe Aufklärungsquote aber sei unbefriedigend.

Die CDU kritisierte den Senat vor allem mit Blick auf die Brandstiftungen an Autos. "Eine Zunahme von 86 Prozent und eine mehr als dürftige Aufklärungsquote belegen, dass der Innensenator keinerlei Konzept in der Frage der Autobrände hat", sagte der innenpolitische Sprecher Kai Voet van Vormizeele.