Wegen läppischer Schulden musste der Schüler sterben. Jetzt verurteilte das Gericht drei Männer wegen Totschlags.

Hamburg. 34 Verhandlungstage lang war Simone M. im Gericht durch die Hölle gegangen. Im Detail musste sie erfahren, wie drei junge Männer ihren Sohn Kirk (gest. 17) misshandelt und getötet hatten. Wie einer ihm eine Zwiebel in den Mund stopfte, während ein anderer ihn so lange mit einem Spanngurt würgte, bis er qualvoll erstickte. Wie die Täter neben seiner Leiche "Mensch ärgere dich nicht" spielten und seinen Körper auf einer Müllkippe verbrannten.

Simone M. wollte es so: den Tätern bis zum Schluss in die Augen blicken. Doch ausgerechnet gestern, bei der Urteilsverkündung, wurde es ihr zu viel. Als der Vorsitzende Richter Egbert Walk die Tat noch einmal detailliert aufrollte, verließ sie unter Tränen den bis auf den letzten Platz besetzten Schwurgerichtssaal.^ Allerdings erst, nachdem sie erfahren hatte, wie lange die drei für die Bluttat büßen müssen. Gemeinschaftlich, so stellte es das Gericht in seiner dreistündigen Urteilsbegründung fest, hat das Trio Kirk getötet und sich damit des Totschlags schuldig gemacht. Labinot B. (22) und Gzim L. (23) müssen jeweils neuneinhalb Jahre ins Gefängnis. Yakup M. (22), für den seine Verteidiger nur ein Jahr Jugendhaft gefordert hatten, sitzt acht Jahre ein. Zudem müssen sie 7000 Euro Schmerzensgeld an Simone M. zahlen. Walk: "Sie haben schwerstes Leid über die Angehörigen gebracht."

Vorausgegangen war am 15. April 2008 ein Streit in der Wohnung von Gzim L. in Billstedt. Der Drogendealer Labinot B. hatte dort ein Treffen mit Kirk M. arrangiert. Er wollte ihn wegen ein paar Euro Drogenschulden zur Rede stellen. Der muskulöse Yakup M. sollte allein durch seine Präsenz den kräftigen und selbstbewussten Schüler einschüchtern. "Kirk war ein wehrhafter Mensch, er hat sich nichts sagen lassen", sagte Richter Walk. Auch diesmal nicht: Kirk wollte das Geld nicht herausrücken - da kippte die Stimmung. Die Täter stürzten sich auf den 17-Jährigen, warfen ihn aufs Bett. Um den um Hilfe rufenden Kirk verstummen zu lassen, stopfte ihm Gzim L. eine Gemüsezwiebel in den Mund. Gleichzeitig würgte ihn Labinot B. mit einem Spanngurt, Yakup M. sprang auf den Rücken des Schülers und prügelte auf ihn ein - nach eigenen Angaben habe er nicht als "Lutscher" vor seinen Freunden dastehen wollen. Die Situation sei völlig aus dem Ruder gelaufen. "Doch alle haben die Gefährlichkeit ihrer Handlungen erkannt", so das Gericht. Deshalb sei es mitnichten ein Unfall gewesen. "Sie haben den Tod als möglich erkannt und billigend in Kauf genommen." Die Tat sei "besonders verwerflich". Gleichwohl verfehle sie die "hohe Hürde Mord - wenn auch nur knapp".

Einst bezeichneten sie sich als "Brüder", doch in dem fast ein Jahr dauernden Prozess hatten sich die Angeklagten gegenseitig belastet. Eine besondere Schwere der Schuld sieht die Kammer bei Labinot B., der Kirk aus "nichtigem Anlass" erdrosselt habe. Zudem erkenne sie bei ihm "keine Reue". Während Klaus Hüser, Verteidiger von Labinot B., von einem "unverständlich harten Urteil, das nach Revision schreit" sprach, begrüßte Nebenklagevertreter Jürgen Walczak den Schuldspruch. "Ich hoffe, dass meine Mandantin die Tat nun endlich aufarbeiten kann."