Angst in den eigenen vier Wänden: Die Zahl der Einbrüche steigt kräftig an. Opfer schildern, wie ein solches Erlebnis ihr Leben verändert.

Hamburg. Zwei Jahre lang war Sarah F., 23, mehr als glücklich in der Mietwohnung, die sie im Frühjahr 2008 mit ihrem Freund bezog. Die drei Zimmer sind ruhig, im Hochparterre, mitten in Eppendorf. Es gibt nette Nachbarn, der Weg zur U-Bahn ist nicht weit - ein Glückstreffer. Doch seit ein Einbrecher versuchte, über den Balkon in die Wohnung einzusteigen, fühlt Sarah sich nicht mehr wohl in den eigenen Wänden. "Wenn ich allein bin, habe ich Angst." Dass ihr Freund alle Fenster und Türen nachträglich und auf eigene Kosten gesichert hat, konnte diese Angst mildern, nicht aber ausschalten.

Sarah F. ist kein Einzelfall. Noch nie waren die Hamburger in den vergangenen zehn Jahren so gefährdet, Opfer eines Einbruchs zu werden, wie 2010. Wurde 2006 noch bei 271 von 10 000 Hansestädtern eingebrochen, waren es im vergangenen Jahr bereits 425. Sank die Zahl der Einbrüche im Stadtgebiet ab 2000 zunächst langsam, aber stetig, steigt sie seit 2006 wieder kräftig an. 7536 Fälle von "Wohnungseinbruchsdiebstahl" registrierte die Polizei im Jahr 2010 - ein Plus von 7,6 Prozent zum Vorjahr. Die Ermittlungen der Polizei kommen der hohen Fallzahl nicht hinterher. Nur bei 6,8 Prozent der Einbrüche konnte ein Täter bestimmt werden, nur 2001 war der Aufklärungserfolg noch geringer.

Fast in jedes Haus in der Nachbarschaft sei in den vergangenen zwei Jahren eingebrochen worden, erzählt Sarah F. Viele Nachbarn hätten sich bereits Videoüberwachung zugelegt. An einigen Häusern hängen Schilder von Sicherheitsfirmen, die alarmiert werden, wenn ein Bewegungsmelder aktiviert wird. Sarah F.: "Gebracht hat das eher wenig. Auch da ist immer wieder eingebrochen worden." Besonderes Pech scheint eine Bekannte der jungen Eppendorferin zu haben. In deren Wohnung in der Isestraße wurde innerhalb eines Jahres dreimal eingebrochen.

Innensenator Michael Neumann (SPD) will Einbrecher nicht nur mit polizeilichen Mitteln zu Leibe rücken. Er hat bereits Gespräche mit Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) geführt und plant, strengere Sicherheitsstandards für Neubauten in der Bauordnung vorzuschreiben. Neumann: "Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass Täter von einem Objekt ablassen, wenn sie nach wenigen Minuten nicht Fenster oder Türen geöffnet haben." Eine höhere Widerstandsklasse schrecke zumindest Gelegenheitstäter ab. Allerdings dürfe eine Verschärfung der Vorschriften nicht zulasten von Mietern gehen. Der Senator will auch das Gespräch mit der Versicherungswirtschaft suchen. Nach holländischem Vorbild sollten Gebäudeversicherer Rabatte für Bauherren gewähren, die besonders einbruchsichere Fenster und Türen einbauen. Mit der Handelskammer hat er bereits über diesen Plan gesprochen.

Ralf Schimmel aus Norderstedt ist da schon viel weiter. Der Chef einer international tätigen Firma hat, nachdem seine Familie im Oktober 2010 von einem Einbrecher heimgesucht wurde, der erst im Flur vor einem Hund zurückschreckte, investiert.

Er baute seine Videoüberwachungsanlage um. Die hatte er zwar schon vor dem Einbruch, doch auf den Videos war das Gesicht des Täters nicht zu erkennen. Mehrere Tausend Euro flossen nun zudem in automatische Außenjalousien. Die Eingangstür öffnet sich nur noch auf den richtigen Zahlencode. "Eine Videoanlage bekommt man heute für den Preis eines mittleren Fernsehers und sollte Standard für jeden Hausbesitzer sein."