Hamburg. Anika Ricke aus Volksdorf teilt online ihre Ideen für Brotboxen, die sie ihren Söhnen für die Schule einpackt. Worauf sie dabei achtet.

Auf Anika Rickes neunjährige Zwillingssöhne wartet an jedem Schultag eine kleine Überraschung. Wenn die beiden Viertklässler morgens ihre Brotboxen öffnen, ist nie das Gleiche darin wie am Vortag, sondern immer ein neuer Mix. Jüngst etwa: Mini-Romana-Salat, selbst gebackenes Bananenbrot mit Butter; dazu Gurkenscheiben, Grapefruit, Weintrauben, Passionsfrucht, Süßkartoffelchips – und Salzbrezel in Herzform. „Das Auge isst mit“, sagt Ricke, die nichts langweiliger findet als kulinarische Eintönigkeit, wie sie sagt.

Ihre Ideen teilt die 46-Jährige aus Volksdorf im Internet: Seit gut zweieinhalb Jahren veröffentlicht sie Fotos der Lunchpakete, Videos von deren Zubereitung und Zutatenlisten auf der Social-Media-Plattform Instagram. Wer das Thema für eine exotische Nische hält, irrt: Rickes Account lunchbox4mykids folgen mittlerweile mehr als 173.000 Menschen. Insgesamt rund 20.500 Beiträge gibt es bei Instagram zu dem Hashtag #Brotbox, gar 9,5 Millionen zu dem Stichwort #lunchbox, das Posts aus dem Ausland miteinschließt.

Auf Instagram bekommt die Hamburgerin viel Aufmerksamkeit

Eine von Anika Rickes jüngsten Brotbox-Kreationen: Grapefruit, selbst gebackenes Bananenbrot mit Butter auf Mini-Romana-Salat; dazu Weintrauben, Passionsfrucht, Salzbrezel in Herzform, Gurkenscheiben und Süßkartoffelchips. 
Eine von Anika Rickes jüngsten Brotbox-Kreationen: Grapefruit, selbst gebackenes Bananenbrot mit Butter auf Mini-Romana-Salat; dazu Weintrauben, Passionsfrucht, Salzbrezel in Herzform, Gurkenscheiben und Süßkartoffelchips.  © Anika Ricke | Anika Ricke @lunchbox4mykids

Lunchbox4mykids zählt mittlerweile zu den nach Followern erfolgreichsten deutschen Accounts für Brotbox-Ideen, getoppt etwa nur von „pausenbrotjunkie“, den die dreifache Mutter Sabine Dondorp aus Bocholt betreibt – ihr folgen rund 250.000 Menschen. Auch einige Väter präsentieren auf Instagram ihre Kreationen.

Für Anika Ricke war es zunächst nur ein Hobby. Sie habe schon als Studentin gerne gekocht und gebacken, erzählt sie. Als ihre Zwillinge in die erste Klasse kamen und sie den Jungs Essen für den Vormittag mitgeben musste, stellte Ricke Bilder von den Snacks auf Facebook ein, einsehbar nur für ihre Kontakte. Freunde hätten sie dann allerdings ermutigt, die Beiträge und Zutatenlisten ohne Beschränkungen öffentlich zu machen. Im Oktober 2021 startete die Diplom-Kauffrau bei Instagram.

Aus ihrem Hobby hat Anika Ricke ein Geschäft gemacht

Inzwischen hat Ricke ihre Brotbox-Präsentationen zu einem Geschäft gemacht. Alle Videos und Zutatenlisten sind kostenlos. Aber sie verlinkt auf ihrem Instagram-Profil auch zu Lunchboxen und Zubehör, das sie für ihre Videos gebraucht. Wenn Nutzer diese Utensilien bei Onlineshops kaufen, bekommt die Hamburgerin eine Provision. Früher arbeitete Ricke im Marketing und E-Commerce von großen Unternehmen – heute kümmert sie sich hauptberuflich um Lunchbox4mykids.

Sie bekomme sehr viel Zuspruch, sagt Ricke. Auch wenn ihre Kreationen aufwendig aussehen – es sei für viele Eltern machbar, es ihr nachzutun, das wisse sie durch Rückmeldungen. „Es gibt Follower, die Brotboxen für ihre Kinder exakt so zusammenstellen, wie ich das vorschlage.“

Omelette-Wraps mit Käse und Rucola für die Brotbox

Als Zutaten in ihren Brotboxen sind immer Obst, Gemüse und Kleingebäcke dabei. Um Eintönigkeit zu vermeiden, kauft sie nicht wenige Zutaten wie Äpfel, Möhren und Gurke in größeren Mengen, sondern eine größere Auswahl an Lebensmitteln in kleineren Portionen, die sie dann variiert. Mal gibt es Brötchen, mal Knäckebrot oder Waffeln. Oft legt sie etwas „zum Knabbern“ dazu, etwa Nüsse, zudem auch mal Joghurts oder selbst gemachte Smoothies.

Fleisch kommt ab und zu in die Brotdosen, aber nicht als Hauptzutat. Ricke experimentiert daneben mit anderen herzhaften Zutaten, etwa Omelette-Wraps: zwei große Eier verquirlt sie mit etwas Milch, Salz und Muskatnuss, brät alles in einer Pfanne, legt ein Tortilla-Wrap darauf, wendet das Ganze, belegt es mit etwas Käse und Rucola, rollt das Omelette auf und schneidet es in Scheiben – fertig.

Internetnutzer bezeichneten Ricke als „Übermutter“ und „Helikoptermutter“

Nicht allen gefällt Rickes Arbeit. Sie sei bei Instagram auch schon als „Übermutter“ und „Helikoptermutter“ bezeichnet worden, erzählt die Hamburgerin. Das mache ihr aber nicht viel aus. „Ich weiß, dass ich meine Kinder sehr gesund ernähre und kann das schnell abhaken, wenn ich mit einer Freundin oder mit meinem Mann kurz darüber rede.“

Oft sei sie schon gefragt worden, ob sie um vier Uhr morgens aufstehe, um ihre Brotboxen zusammenzustellen, ob sie keine Hobbys, keine Freunde, kein eigenes Leben habe. Lunchboxen für Kinder kosteten immer Zeit, sagt Ricke, und es mache zumindest keinen so großen Unterschied, wie manche vielleicht annehmen, ob Eltern schnell nur eine Schnitte schmierten oder etwas mehr Mühe investierten. Eine gute Planung könne helfen.

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Wenn sie Brot oder Brötchen backe, dann meistens am Wochenende für das Frühstück oder Abendessen der Familie. Einen Teil davon zwacke sie ab für die Brotboxen zum Wochenstart, oder sie friere ein paar Stücke ein und nutze diese einige Tage später. Unter der Woche stelle sie sich alle Zutaten abends schon zurecht; morgens habe sie „maximal 30 Minuten Zeit“, wobei sie dabei schon Fotos mache und filme. Nur Laugen und Brezeln backe sie meistens frisch auf, dafür stehe sie dann 15 bis 20 Minuten früher auf als sonst – aber eben nicht mitten in der Nacht.

Ob eine Nachahmung lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Anika Ricke sagt: Vom Inhalt ihrer Brotdosen ließen ihre Söhne in der Regel nichts übrig.

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