Der Ex-Chef von TUI Cruises verreist selbst gern. Luxus spielt dabei keine Rolle. „Hauptsache, ich fühle mich heimisch“ – wie in Hamburg, wo der Manager mit Familie lebt.

HafenCity. Von Wasser hat sich Richard J. Vogel verabschiedet. Rein beruflich. Denn der 59-Jährige hat, wie berichtet, seinen Posten als Chef der Kreuzfahrtgesellschaft TUI Cruises aufgegeben und Anfang Oktober seine neue Aufgabe als Geschäftsführender Gesellschafter der DSR Hotel Holding, zu der unter anderem die A-Rosa Resorts und das Hotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee gehören, angetreten. Das Wasser lässt ihn aber dennoch nicht los. Von seinem neuem Büro am Kaiserkai schaut er auf die Elbe – und manchmal auch auf die Schiffe seines alten Arbeitgebers.

Über seine berufliche Neuausrichtung sagt er: „Der Wechsel kam nur infrage, weil ich jetzt Werte für mich selber schaffen kann.“ Heißt: Vogel ist jetzt nicht nur der Chef eines Unternehmens, sondern hält als Gesellschafter auch Anteile daran. Genau das sei der Anreiz, nach neun erfolgreichen Jahren beim Touristikkonzern TUI noch einmal durchzustarten.

Vogels Pläne sind ehrgeizig: Bis zu acht neue A-Rosa Resorts – derzeit gibt es vier Häuser – sollen in den kommenden Jahren entstehen. Dabei hat der Manager als Standorte nicht nur Deutschland und Österreich im Blick, sondern auch Spanien: „Mallorca oder auch die Kanaren wären wegen der guten Fluganbindung perfekt.“

Bei der Marke A-Rosa gehe es jedoch nicht nur um Expansion, sondern auch um die Ausrichtung. Denn Horst Rahe, immer noch Mehrheitsgesellschafter, hatte den luxuriösen Ferienresorts eine „neue Lockerheit“ verordnet. Die muss sein Nachfolger auf dem Chefposten nun umsetzen. Jetzt stehen in den Hotels Familien im Fokus, gesetzt wird auf „Erlebnisgastronomie“.

Auch neu: Das Hotel in Travemünde wird sich nicht mehr vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) klassifizieren lassen. Das heißt, es wird künftig keine fünf Sterne mehr haben. „Wir brauchen keine Sterne. Diese Klassifizierungen sind in der Ferienhotellerie verzichtbar“, sagt Richard J. Vogel. Denn so wichtige Dinge wie die Herzlichkeit des Personals und exzellenter Service würden bei der Vergabe der Sterne sowieso keine Rolle spielen. „Da geht es dann um Dinge wie die Zahl der Steckdosen im Zimmer“, sagt der Manager.

Wenn der gebürtige Heidelberger verreist, dann sind für ihn „die Betten das Wichtigste. Die müssen groß und bequem sein“. So wie in den amerikanischen Hotels. Vor einigen Jahren hat Vogel seine Leidenschaft für die USA entdeckt. Der letzte Urlaub, gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria, sei eine Tour entlang der Westküste gewesen: „Ich liebe die Leichtigkeit der Amerikaner, die auch in der Hotellerie spürbar ist.“ Dazu zähle zum Beispiel, dass man morgens am Frühstücksbüfett nicht Schlange stehe, sondern sich erst mal einen „Coffee to go“ hole und entspannt in den Tag starten könne.

Luxus hat für Vogel auf dessen Reisen grundsätzlich nicht oberste Priorität: „Ich möchte mich heimisch fühlen, wenn ich unterwegs bin.“ Das nächste Reiseziel stehe schon fest. Über Weihnachten geht es mit Freunden in das A-Rosa Resort im österreichischen Kitzbühel. Ausspannen und Skifahren stehen für Vogel auf dem Programm. Bewegung sei für ihn sehr wichtig: „Golfspielen und Joggen um die Alster gehören dazu.“

Seit zweieinhalb Jahren sind Vogel und seine Familie in Hamburg zu Hause. Vorher war er zwischen dem Familienwohnsitz in Neu Isenburg und Hamburg gependelt: „Ich bin 2007 als Geschäftsführer von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten in die Hansestadt gekommen und habe erst mal in einem kleinen Appartement auf der Schanze gelebt“, sagt Vogel und schmunzelt. Seine Wohnung am Schulterblatt lag nur wenige Meter von der Roten Flora entfernt: „Ich habe mich da schon wohlgefühlt, man hat nur nicht vermutet, dass ich da wohne.“

Später sei sein Domizil eine Anderthalb-Zimmerwohnung am Winterhuder Marktplatz gewesen: „Das war wie eine Studentenbude. Aber irgendwann wusste ich, ich muss eine Entscheidung treffen.“ Und Hamburg bekam den Zuschlag, die „Studentenbude“ wurde gekündigt. Heute lebt Vogel mit seiner Familie in Rotherbaum und in Kürze steht der Umzug nach Harvestehude an: „Wir fühlen uns in Hamburg sehr wohl, weil die Stadt so vielseitig ist. Auch wenn man schon Jahre hier ist, kann man immer wieder neue Ecken entdecken.“

Richard J. Vogel ist vom Erfolg verwöhnt, hat schon viele Auszeichnungen erhalten. In diesem Jahr wurde er zum Beispiel vom Travel Industry Club zu „Deutschlands Touristik Manager des Jahres“ gewählt. Seine Karriere sei aber kein Selbstgänger gewesen. Zunächst hat Vogel Bauzeichner gelernt, später Bauingenieurwesen studiert. War ihm aber alles zu trocken. Schließlich heuerte er als Reiseleiter bei einem Touristikkonzern an. 30 Jahre später ist er der Chef von rund 1500 Mitarbeitern und angekommen – in Hamburg.