Florian Berger erfindet Designartikel, unter anderem Teebeutel mit dem Konterfei berühmter Persönlichkeiten. 400 Produkte hat er mit seiner Firma Donkey Products bereits auf dem Markt.

Eimsbüttel. Florian Berger ist von einer Lässigkeit umgeben. Aber er wirkt dabei nicht szenig-lässig, sondern freundlich-lässig. Nahbar und aufgeschlossen kommt er daher. Wirkt angekommen. Er tue eben, worauf er Lust habe, sagt der gebürtige Wiesbadener. Das heißt: Er macht Geschenkartikel. Genauer: Er erfindet sie.

Berger trägt eine längere Kurzhaarfrisur und ein Sweatshirt mit kleinen Liegestühlen darauf. Verbindet jemand dessen Lässigkeit jedoch mit Stillstand, der irrt. Denn im Inneren des 42-jährigen Wahl-Hamburgers ist immer was los. Wie es sich für einen Erfinder gehört, schwirren Gedanken zu neuen Produkten, Ideen in seinem Kopf herum. Inspiration, die finde er überall, sagt Berger. Auf Reisen, bei seinen beiden Töchtern. „Mein Team und ich entwickeln Design-Geschenkartikel mit Humor und Niveau“, sagt er. Eine Punker-Figur als Spülbürste, eine Fahrradtasche für ein Sixpack Bier, einen hölzernen Kinder-Laptop mit Tafel und Kreide, ein Teeei mit Haifischflosse, einen Baby-Fütterungslöffel mit Flugzeug als Griff, Mützen mit Wechselbommel, ein Linkshänderbleistift, Flügel für Turnschuhe. 400 Produkte hat Berger mit seiner Firma Donkey Products derzeit auf dem Markt, alle sechs Monate kommen bis zu 60 neue dazu.

Die Kreativzentrale sitzt mittlerweile luftig und hell im vierten Stock eines Hinterhofhauses an der Weidenallee, 20 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die lustigen Ideen umgesetzt, produziert und in mittlerweile 100 Länder exportiert werden. Mittlerweile.

Alles begann im Odenwald

Denn die Geschenkartikel-Geschichte von Florian Berger beginnt bei dessen Oma im Odenwald, macht stopp in Boston, setzt aus, verliert sich, um dann 2008 ihren eigentlichen Anfang zu finden: Berger wächst in der Geschenkartikel-Welt auf, seine Großmutter hat ein Geschäft, erfindet und produziert sogar lustige Artikel. „Sie waren die Ersten, die Klopapier bedruckt haben“, sagt Berger, „revolutionär damals.“ Auch der Eiskratzer mit Handschuh stammt von ihnen. Bergers Eltern verjüngen das Geschäft in Wiesbaden und auch der jugendliche Sohn erfindet ab und zu etwas. Wie einen Fellmantel für eine Wärmflasche Anfang der 80er-Jahre.

Doch als die Eltern den Betrieb aufgaben, da „war es für mich nicht der richtige Zeitpunkt, das Geschäft zu übernehmen, es hat damals nicht gepasst“, sagt Berger, der heute selbst verheirateter Familienvater ist. Er studierte im dualen System Betriebswirtschaftslehre in Lübeck, arbeitet im Handel, dann in Berlin für eine Sprachreisen-Firma, erfüllt sich mit diesem Beruf seinen Traum eines längeren Auslandsaufenthalts und geht für zwei Jahre nach Boston. „Und dann rief mich im Jahr 2000 mein Schulfreund Boris Frommen an und fragte, ob wir nicht zusammen eine Werbeagentur gründen wollen“, sagt Berger. Er kam zurück, sie stellten an der Hochallee die Schreibtische zusammen und legten los.

Besonders Kunden aus der Modebranche gefiel die Herangehensweise der beiden, die ihre Agentur Donkey Communications tauften. „Donkey“, englisch für „Esel“. Ein Relikt aus einem der ersten Foto-Shootings. Das rot gestrichelte Huftier ziert bis heute das Logo. „Die Leute haben sich immer an den Namen erinnert und wir haben uns einen Namen gemacht“, sagt Berger. Sechs Jahre geht das so, 2004 gründeten sie dazu die Donkey-Design-Agentur, die von Designerin Andrea Brandt geleitet wird, und sich vor allem um Verpackungsdesign kümmert.

Alles änderte sich mit seiner Tochter

Berger liebte sein Agenturleben. Bis er und seine Frau Daniela im Jahr 2006 Tochter Hannah bekamen. „Mit der Geburt eines Kindes beginnt man doch, anders über sein Leben nachzudenken“, sagt Berger. Komplett erfüllt fühlt er sich beruflich nicht. „Außerdem habe ich nie vergessen, wo ich herkomme“, sagt er und meint die Geschenkartikel-Welt.

Probeweise hatte Berger bereits einen Ausflug in die alte Heimat gemacht. „2006 habe ich den Telefonhörer auf den Markt gebracht, den man ans Handy anschließen kann“, erzählt er. „Damit waren wir in jeder Zeitschrift, die Leute haben uns das Ding auf der Modemesse aus der Hand gerissen.“ Berger merkte, welchen Hype eine gute Erfindung auslösen kann. Und bekommt Lust auf mehr. Viele raten ihm ab, seine Frau ist unter denen, die ihn bekräftigen. „Fast keiner hat verstanden, warum ich aus einer super laufenden Agentur mit einem tollen Partner und Freund in der schönsten Stadt der Welt raus will“, sagt Berger.

Er wagt den Neustart, gründet 2008 Donkey Products, fängt von vorn an, „ich und mein Laptop“, wie Berger sagt, ein Tisch in einer Bürogemeinschaft. Eines seiner ersten Produkte ist eine Seife in der Form einer Pistole. „Ich hatte ein richtiges Problem, die Hersteller für meine Ideen zu finden“, sagt Berger. „Mit meiner Knarrenseife hat mich damals einfach niemand ernst genommen.“

Doch sechs Monate später schafft er es, 35 Produkte für Europas entscheidende Geschenkartikelmesse in Frankfurt zusammenzubekommen. Darunter der Kinderlöffel, eine Dosen-Adventskranz-Kerze und ein Autobahn-Tape. Alles heute noch im Sortiment.

Donkey-Products-Artikel werden immer erfolgreicher, seine humorigen Teebeutel erobern sogar die Nobelkaufhäuser Londons. „Royaltea“, fünf Teebeutel mit Pappfiguren, deren Arme über den Tassenrand hinausragen mit den Konterfeis der Queen, Prinz Harry, William und Kate, Camilla sowie Prinz Charles sind der Renner. Besonders die monarchisch-romantische Tee-Sonderedition von Kate und William vor deren Hochzeit im Sommer 2011 wird ungeahnt erfolgreich. „Royaltea ist unser bestverkauftes Einzelprodukt“, verrät Berger.

Auch hanseatisch lässt es sich im heißen Wasser baden, die Teebeutel-Serie „Moin Moin Tea“ gibt es auch mit Helmut Schmidt, Uwe Seeler, Pirat Störtebeker, Wasserträger Hummel und Hans Albers.

Aus Hamburg will Berger übrigens nie wieder weg. Die Stadt eigne sich allerbestens zum Erfinden.