Susanne Gernandt, dreifache Mutter und Logopädin, ist neue Vereinsvorsitzende von „Hamburg macht Kinder gesund“

Neustadt. Gernandt, der Nachname lässt in der Stadt so manchen aufhorchen. Gernandt? Das ist doch – ist das Karl Gernandt, die rechte Hand von Milliardär und HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne? Genau! Ganz genau der. Und weil Klaus Gernandt ein feiner Kerl ist, hat er nicht nur einen beeindruckenden Job, sondern dazu eine noch beeindruckendere Ehefrau. Susanne. Blonde Mähne, offenes Lachen, gut sortierte Gedanken, Fachwissen.

Susanne Gernandt ist Mutter von den drei gemeinsamen Töchtern Ann-Sophie, 19, Paulina, 17, und Marietta, elf, dazu Logopädin, leidenschaftliche Joggerin und seit einiger Zeit auch Vorsitzende des Vereins „Hamburg macht Kinder gesund“ (HHmKg). Zum Gespräch über ihre ehrenamtliche Arbeit kommt sie aus Othmarschen ins Café Flamant an den Hohen Bleichen gefahren. Sie trägt „ihre“ Vereinsfarben Rot und Weiß und bestellt Cappuccino. Und beginnt gleich zu reden. Bei drei Kindern weiß sie, dass jede Minute gut ausgenutzt werden sollte. „Ich freue mich sehr, dass der Verein und die langjährige Vorsitzende Gisela Schües mir dieses Vertrauen entgegenbringen“, sagt die 50-Jährige. Zusammen mit Christine von Seydlitz und den Vorstandskollegen trägt Susanne Gernandt die Anliegen des Vereins nach außen.

Hierbei geht es um „Anschubfinanzierungen für medizinische Projekte“, sagt sie. Dafür braucht der Verein Spenden. „Wir wollen die Kindermedizin in unserer Stadt weiter stärken und fördern dringende Projekte vorwiegend an den drei großen Kinderkliniken UKE, Altonaer Kinderkrankenhaus und Wilhelmstift, die von den Kassen nicht finanziert werden.“ Sechs bis zehn Projekte pro Jahr stemmt der Verein; seit der Gründung vor neun Jahren konnten sie insgesamt 2,2 Millionen Euro aufbringen und an die Hamburger Kindermedizin weitergeben.

Zu den aktuellen Förderprojekten zählt eine Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die daraus resultiert, dass viele Hamburger Kinder 2011 nach einer Ehec-Infektion zum Teil an Nierenversagen erkrankten. Das finanzierte Forschungsprojekt untersucht nun den Einfluss der Bakterien auf die Nierenfunktion und das Immunsystem von Kindern.

Weiterhin finanziert der Verein einen Film, der in sechs verschiedenen Sprachen jungen Eltern erklärt, was bei der Untersuchung ihres Neugeborenen zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag passiert. Unverzichtbar wichtig ist die komplexe körperliche Untersuchung mit Stoffwechselscreening, Hörtest und verschiedenen Empfehlungen. Doch oft wissen aufgeregte Neu-Eltern, die unter Umständen nicht so gut Deutsch verstehen, was dort mit ihrem Baby geschieht. Der Film soll helfen, erklären und Ängste nehmen.

Mit einer Anschubfinanzierung hilft der Verein dem Wilhelmstift beim Aufbau einer Verbrennungsambulanz, denn Kinder mit schwersten Verbrühungen oder Verbrennungen müssen sehr lange und speziell ambulant nachbehandelt werden. „Was mich sofort überzeugt hat, als Gisela Schües mich ansprach und von ,Hamburg macht Kinder gesund‘ erzählte, war, dass hier an der Sache gearbeitet wird. Es geht um Medizin und Kinder, nicht um die Befriedigung irgendwelcher Profilneurosen und es gibt kein Charity-Abendessen, wo man sich selbst feiert“, sagt Gernandt, die mit Hochdruck an der Neugestaltung der Homepage www.hhmkg.de gearbeitet hat. „Die Fragestellung des Vereins ist so klar, dass ich diesen guten Namen nun weitertragen möchte.“

Für Gernandt, die in Saarbrücken aufgewachsen ist und in ihrem Beruf als Logopädin viel mit Kindern gearbeitet hat, ist die neue Aufgabe auch aus persönlicher Betroffenheit ein bedeutendes Thema. Sie selbst ist Legasthenikerin, hatte als Kind Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen in geschriebene Sprache und umgekehrt. „Ich habe gemerkt, wie blöd es ist, wenn man etwas nicht kann, was für andere selbstverständlich ist“, sagt Gernandt. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir Verständnis entgegengebracht.“ Ihre Berufswahl und auch ihre anderen ehrenamtlichen Engagements in den Schulen ihrer Kinder oder als Logopädin an einer Schule in Jenfeld resultieren aus ihren Erfahrungen, die prägend waren. „Für mich ist klar, dass ich Menschen helfen möchte, die Unterstützung brauchen. „Durch mein Elternhaus und Beruf habe ich gelernt, dass man sich einbringen sollte, dass man etwas bewegen kann, besonders in der Gemeinschaft.“ Gruppen, die selbst nicht zu Wort kommen können, denen gibt Susanne Gernandt eine Stimme.

Deshalb ist es auch weiterhin eine Selbstverständlichkeit, dass bei den beiden Veranstaltungen im Jahr, die der Verein macht – einer Vorstellung eines Weihnachtsmärchens und einem Ausflug im Frühjahr – immer auch kranke Kinder mit ihren Familien eingeladen werden. Der Erlös aus dem Verkauf der anderen Karten fließt natürlich in den Verein. Jede Vorstellung ist restlos ausverkauft, denn „die Bürger Hamburgs haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für Hilfe in der eigenen Stadt“, weiß Gernandt. Sprich: Sie sind bereit zu spenden. Dazu muss natürlich niemand auch Mitglied sein, weshalb der Verein „nur 156 Mitglieder hat, aber deutlich mehr Spender“. Einer der wenigen Umstände, den die neue Vorsitzende gern ändern würde. Es ist sehr gut vorstellbar, dass Susanne Gernandt das und viele weitere Dinge schafft. Mit fundierter Überzeugungsarbeit und ihrem einnehmenden Lachen.