Der Winterhuder Sänger und Schauspieler wird heute 70 Jahre alt. Bald bringt er „Leben, so wie ich es mag“ auf die Theaterbühne.

Winterhude. Sänger, Schauspieler, Theater- und Fernsehstar, Lebemann, Herzensbrechertyp, Intendant, Regisseur, Stimmwunder, Egomane, Vater, Übervater, Charmeur: Das ist Volker Lechtenbrink.

Heute wird er 70 Jahre alt. Das Winterhuder Multitalent, das auf den Bühnen Hamburgs, Deutschlands, Österreichs und der Schweiz beheimatet ist. Er, der Mann, der die Öffentlichkeit, das Publikum sucht und braucht, hat sich an diesem besonderen Tag jedoch zurückgezogen.

„An der See bin ich, lasse mir den Wind um die Nase pusten“, sagt er am Telefon. Und lacht rau und warm in den Hörer. In einem gesunden Klima sei er. Damit entzieht er sich der rauschenden Party zu seinem Geburtstag, mal wieder. Feiern ja, aber dann, wenn er es möchte. Nicht, wenn es sein soll. Die große Familie weiß und versteht das.

Sowieso ist der Zusammenhalt des Clans groß. Trotz oder gerade weil es vier Ehen gelebt hat, vier Scheidungen dazu. Tänzerin Yvonne van Meerveld und die Schauspielerinnen Anja Topf und Jeannette Arndt, zu allen pflegt er ein liebevolles Verhältnis. „Es sind besondere Frauen“, sagt er. „Klar, wenn man sich trennt, dann braucht man erst einmal Abstand. Aber wenn man es dann schafft, eine Zärtlichkeit zu entwickeln aus der Zeit, die man gemeinsam hatte, dann geht das.“

Heute teilt der Mann, der Hamburg seine „sanfte Herzensheimat“ nennt, sein Liebesleben mit der Heilpraktikerin Gül Ural-Aytekin. „Ich habe mir mein große Familie nach und nach zusammengesucht“, sagt er, „es herrscht immer eine Verbundenheit.“ Patchwork, das Wort mag er nicht. „Klingt so nach einer muffigen Decke“, sagt der Star. Früher habe es diese Familientreffen an seinem alten Bauerntisch gegeben, heute sähen sich alle mehr in Grüppchen. Je nachdem, wer gerade wo dreht, spielt, studiert, lebt, liebt.

Mit seinen Töchtern – der Drehbuchautorin Saskia Ehlers und der Schauspielerin Sophie – arbeitet Lechtenbrink manchmal zusammen, Sohn Robert ist als Fotograf häufig an seiner Seite. Für die Lechtenbrinks ist das enge Zusammenarbeiten eine komfortable Situation, Vater Volker spielt seit Jahrzehnten mit seinen Liebsten auch auf der Bühne. „Wenn wir den Beruf machen, dann sind wir Kollegen, nicht Vater und Kinder oder Mann und Frau“, sagt er. „Auch wenn man sich kritisiert, wählt man einen beruflichen Ton, alles andere wäre auch für die Kollegen nicht schön.“ Beruflich hat er so viel erlebt, wie nur wenige in seinem Genre.

Mit dem Antikriegsfilm „Die Brücke“ wurde er als 15-Jähriger über Nacht berühmt. Vier Jahre danach, 1963, feierte er an der Landesbühne Hannover in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ sein Theaterdebüt als Erwachsener. Es folgten Engagements an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München. Von 1969 bis 1983 war er am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg verpflichtet, wo er auch Regie führte.

Auch am Ernst Deutsch Theater spielt er immer wieder. Dann die Zeit als Sänger: Es erscheinen mehr als 20Alben und Singles, dazu Hörbücher. Ein allzu bekannter Ohrwurm ist sein Hit „Ich mag“. Er wurde adaptiert und begleitete jahrelang die Fernsehwerbung für Caro Malzkaffee. Auch im Fernsehen war Lechtenbrink in fast jedem Krimiformat vertreten, „Tatort“, „Derrick“, „Der Kommissar“, „Die Männer vom K3“, „Die Drei“, aber auch in Liebesfilmen der Reihen Rosamunde Pilcher und Inga Lindström. Kein Widerspruch für Lechtenbrink. „Für mich geht das sehr gut, es sind meist herrliche Drehorte und Kollegen, mir macht das Spaß“, sagt er. „Auf der anderen Seite zeige ich in den schwersten Rollen am Theater, was ich kann.“ Zudem müsse er sich auch nicht mehr ununterbrochen beweisen.

Können, Erfahrung, Herzenswärme, Jugendlichkeit, Feierlust, Geselligkeit, Begabung – Volker Lechtenbrink ist ein außergewöhnlich begabter Vertreter seines Fachs. Wie wild, bewegt, lustig, dramatisch, emotional, achterbahnartig, abgründig und unkonventionell sein Leben auf und neben der Bühne war und ist, zeigt praktischerweise das Stück „Leben, so wie ich es mag“ vom 30. Oktober bis zum 4. November im Ernst Deutsch Theater.

Tochter Saskia, die das Stück geschrieben hat, und Volker Lechtenbrink führen Regie und zeigen, „mit einem Augenzwinkern und Selbstironie, was gewesen wäre, wenn alles anders gelaufen wäre, als es gelaufen ist in meinem Leben“, sagt er. Ein Höhepunkt des Stücks: Er singt nach langer Zeit auch wieder. „Zwischendurch hat es nur Carmen Nebel geschafft, dass ich einmal singend bei ihr aufgetreten bin, weil sie mich immer und immer wieder so charmant gebeten hat“, sagt Lechtenbrink und lacht. 25 Jahre lang hat er nicht auf einer Bühne gesungen, lediglich seine Kinder und das Enkelkind kamen zum Einschlafen in den musikalischen Genuss. Bei der Premiere im Ernst Deutsch Theater werden dann alle in den Genuss kommen.

Die große Familie hat sich schon zur Premiere angekündigt.