Im Fischereihafen Restaurant trafen sich alle noch lebenden HSV-Vorsitzenden - nur Bernd Hoffmann fehlte. HSV war nur Rand-Thema.

Hamburg. Die Idee wurde - wo auch sonst - beim Essen geboren. Rüdiger Kowalke kredenzte Carl Jarchow erst Steinbutt in Pommery-Senfsauce, und quasi im Nachgang unterbreitete der Patron des Fischereihafen Restaurants dem HSV-Vorsitzenden seinen kühnen Vorschlag: "Weißt du eigentlich, dass unsere Partnerschaft mit dem Verein jetzt schon seit 30 Jahren besteht? Das müssen wir feiern! Ich lade dich und alle weiteren noch lebenden früheren HSV-Chefs zu einem Essen in mein Lokal ein."

Gesagt, getan. Am Dienstag, entstand dieses einmalige Foto: Es zeigt sieben Präsidenten beziehungsweise Vorsitzende aus fünf Jahrzehnten an einem Tisch: Dr. Peter Krohn, Dr. Wolfgang Klein, Horst Becker, Jürgen Hunke, Ronald Wulff, Uwe Seeler und Carl Jarchow. Komplettiert wurde das Bild durch Sportvorstand Frank Arnesen sowie Dirk und Rüdiger Kowalke. Nur der ehemalige Vorstandschef Bernd Hoffmann sagte ab. Diese Zusammenkunft der Hamburger Fußball-Prominenz gab es noch nie. Als Anerkennung für das Organisieren des Präsidenten-Stammtischs überreichte Jarchow den Gastgebern während seiner Dankesrede jeweils ein HSV-Ehrensakko.

Die lange Tradition begann 1981 unter dem früheren Präsidenten Wolfgang Klein, der regelmäßig vor den Heimspielen des HSV die befreundeten Vorstände der Gastvereine einlud. "Hier haben wir ausgekungelt, wer Meister wird und gesagt: Ihr müsst diesmal den Titel gewinnen, wir haben kein Geld mehr, um eine Meisterprämie zu zahlen", scherzt Klein, um ernsthaft hinzuzufügen: "Das waren wirklich Freundschaften, wir haben uns auch privat getroffen, sind sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren." Beim Essen an Spieltagen blieb es allerdings nicht, wie sich Kowalke erinnert. "Nach dem Nachtisch kamen die Karten auf den Tisch, und es wurde Skat gespielt." Ob dabei auch versucht wurde, die Vereinskasse aufzufüllen, ist heute nicht mehr zu recherchieren, aber nicht völlig auszuschließen ... Nachdem diese Treffen zwischen den Clubs während der Amtszeit Hoffmanns nachließen, bittet Jarchow wieder regelmäßig zu Tisch.

Zur Feier des Tages hatte die Kowalke-Familie ein typisch hanseatisches Menü zusammengestellt. Das berühmte Räucheraalfilet auf Kräuterrührei mit Schwarzbrot, gefolgt von gebackener Hummerschere mit Trüffelremoulade, Nordsee-Steinbutt und dem Nachtisch: eine Variation von belgischer Schokolade mit Honig-Mandeleis, dies alles begleitet von einem Grauburgunder aus der Pfalz.

"Für mich ist der Fischereihafen das Beste, was es gibt", lobte HSV-Legende Seeler überschwänglich: "Ich habe seit 30 Jahren nicht eine einzige Fischgräte gefunden, und das ist auch gut so, ich bin da ein bisschen empfindlich." Für Rüdiger Kowalke keine Überraschung: "Schließlich züchte ich speziell für Uwe Fische ohne Gräten ..."

Drei Stunden lang tafelte die lustige Runde, und am Ende wunderte sich Dr. Peter Krohn: "Wir haben uns fast überhaupt nicht über den HSV unterhalten." Vielleicht auch besser so - wer weiß, ob bei dem einen oder anderen aktuellen Thema die gute Laune nicht am Ende doch etwas gelitten hätte.

HSV-Präsidenten und ihre Amtszeit: Dr. Peter Krohn (1973-75), Dr. Wolfgang Klein (1979-87), Horst Becker (1990), Jürgen Hunke (1990-93), Ronald Wulff (1993-95, 2002-03), Uwe Seeler (1995-98), Bernd Hoffmann (2003-11), Carl Jarchow (seit 2011). Paul Benthin (1975-79), Ernst Naumann (1987-90), Werner Hackmann (1998, 1999-2002) und Rolf Mares (1998-99) sind verstorben.