Prominente ehren junge Hamburger mit Sozialpreisen für ihr großes Engagement. 800 Gäste feiern im Hotel Grand Elysée in Rotherbaum.

Hamburg. Glanzvoller Rahmen für eine hollywoodreife Preisverleihung in Rotherbaum: Der Hamburger Herbstempfang von Verleger Wolfgang E. Buss hat alles, was zu einer schicken Veranstaltung dazugehört - und noch ein bisschen mehr. Denn neben dem Ambiente des Hotels Grand Elysée, einem üppigen Büfett und gut 800 Gästen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Medien wurden gestern Abend wieder besonders engagierte junge Menschen mit dem Hamburger Sozial-Oskar ausgezeichnet. "Wir wollen ihnen für ihre Arbeit die Anerkennung geben, die sie verdienen", sagte Buss. Die Gewinner bekommen zudem bis zu 1000 Euro Preisgeld - gestiftet von der Hamburger Sparkasse - und Aufmerksamkeit für ihre Projekte. Gekürt wurden sie von einer prominent besetzten 18-köpfigen Jury, zu der beispielsweise Musiker Johannes Strate (Revolverheld), Schauspielerin Eva Habermann, ECE-Geschäftsführer Andreas Mattner und Designerin Sibilla Pavenstedt gehören. Und das sind die jungen Preisträger, die sich und ihre Projekte mit dem Sozial-Oskar schmücken dürfen:

Gold: Katharina Moll, 16 Jahre

Die Gymnasiastin engagiert sich für gleich zwei Projekte - beide mit einem Schwerpunkt außerhalb der Schule. Aber mit Lernen hat zumindest eines davon zu tun. Katharina Moll zeigt in dem Projekt "Jung hilft Alt" Senioren den richtigen Umgang mit Computer und Internet. Dafür braucht sie viel Ruhe und Geduld, denn natürlich ist es schwieriger, einem älteren Menschen die Sache mit den E-Mails zu erklären als einem Klassenkameraden. Aber die Arbeit ist keine Einbahnstraße, denn die Tornescherin kann auch viel von ihrem Gegenüber lernen - dann eher übers Leben als über Bits und Bytes. Ganz nebenbei hilft das Projekt, Verständnis für die jeweils andere Generation zu entwickeln. Etwas, das Katharina Moll auch für ihr zweites Engagement nutzen kann: Sie ist Teil von "Partizipia". Wie der Name schon sagt, geht es um Beteiligung - und zwar die von Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung ihres Stadtteils. Und das sogar mit ersten Erfolgen: Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hat den vorgeschlagenen Plänen der jungen Gestalter zugestimmt, und sie sollen noch in diesem Schuljahr umgesetzt werden.

Silber: Lillit Linhoff, 22 Jahre

Die Eimsbüttlerin ging nach dem Abitur für ein soziales Jahr nach Nairobi in Kenia. Dort unterrichtete sie in dem Waisenhaus Watoto Wema Center Englisch und half auch bei anderen Aufgaben wie Kochen und Waschen aus. Während dieser Zeit beschloss Lillit Linhoff, den gut 50 Kindern dort auch längerfristig zu helfen. Das Problem: Es fehlte an Geld, um ihnen eine Schulausbildung zu ermöglichen. Deshalb baute Lillit Linhoff ein Patenprogramm auf, indem sie für das Waisenhaus einen Blog mit Angaben zu den Kindern ins Internet stellte. Als ihr soziales Jahr zu Ende ging - das Projekt aber noch nicht abgeschlossen war -, blieb sie auf eigene Kosten sechs Monate länger, bis jedes Kind erfasst war. Zurück in Deutschland gründete sie zudem den Verein Watoto Wema. Linhoffs Großmutter hat ihre Enkelin für den Sozial-Oskar vorgeschlagen. Und wieder denkt die 22-Jährige zuerst an die Kinder. "Die Aufmerksamkeit durch diesen Preis ist toll für unser Projekt", sagt sie. "Ich hoffe, damit auch andere Jugendliche zu inspirieren."

Bronze: Mali-AG der Realschule Hittfeld

Die Arbeitsgruppe setzt sich ebenfalls für die Schulbildung von armen Kindern ein. Das Prinzip: Viele kleine Taten können Großes bewirken. Seit acht Jahren sammeln die Schüler Geld für Schulen in Mali. Da wird unter anderem Kuchen in Pausen und an Elternsprechtagen verkauft, die Eintrittsgelder für den Schulball gespendet und Sachen auf dem Flohmarkt zu Geld gemacht. Seit 2003 hat die Schule eine Partnerschaft mit dem "Kinderhilfswerk für die Dritte Welt". 2005 konnte mithilfe der Spenden der Erweiterungsbau einer Grundschule finanziert werden. Mittlerweile ist bereits die fünfte Schule im Aufbau. Mehr als 60 000 Euro haben die Schüler der Mali-AG über die Jahre gesammelt. Den Preis nahmen stellvertretend Cathleen Kattner, 16, Florian Renk, 16, und Hendrik Guenther, 12, entgegen.