Schauspieler Till Demtrøder will nicht mehr netter Polizist oder Bauer sein. In Hamburg versuchte er jetzt, seine düstere Seite zu zeigen.

Hamburg. Er selbst beschreibt sich als "Sympathieträger", eine Rolle, die er gerne spielte. Bis jetzt. Schauspieler Till Demtrøder will nicht mehr nur der Nette von nebenan sein, nicht mehr freundlich Verbrecher im "Großstadtrevier" (er stieg nach 20 Jahren aus der Sendung aus) jagen und als moderner, zurückhaltender Bauer in "Hallo Robbie" auftreten. "Klar, dafür werde ich äußerst erfolgreich besetzt", sagt Demtrøder selbstbewusst, "aber ich habe jetzt Lust, den Wolf im Schafspelz zu spielen."

So konnte er auf einem besonderen Fotoshooting in Hamburg völlig aus sich herauskommen, versuchte, seine düstere Seite zu zeigen. "Da wurde mal alles Bekannte umgedreht, das hat mir richtig Spaß gemacht", erzählt der Vater zweier Töchter. So soll es weitergehen. Er möchte als Schauspieler neue Saiten aufziehen. Bedeutet: Demtrøder als Lude, Demtrøder als Anführer einer Motorradgang in "Notruf Hafenkante", Demtrøder als korrupter Restaurantkritiker in "Der Bergdoktor". "Und dabei verdrehe ich einer 20 Jahre älteren Frau den Kopf", sagt der Naturliebhaber lachend. Um seine Rollen authentisch für den Zuschauer rüberzubringen, beschäftigt sich Demtrøder immer eingehend mit der ihm vorliegenden Materie.

Seine Neuausrichtung sei übrigens problemlos verlaufen, so der 42-Jährige. Grund dafür: "Ich habe vorgebaut, immer viel gearbeitet, sodass man mich heute nicht in eine Schublade stecken kann."

Deshalb habe er sofort nach seinem Großstadtrevier-Ausstieg neue Rollenangebote bekommen. "Das ist eine Bestätigung für mich, dass all das, was ich mache, gut ankommt." Zudem arbeitet er ein extremes Pensum ab, dreht doppelt so viel wie andere Serienkollegen. Seit Jahren. "Klar ist das oft logistischer Stress, aber ich bin Pragmatiker", sagt Demtrøder, der meist mit dem Auto unterwegs ist. "Ich brauch die Sicherheit und habe mich nie auf meinen Lorbeeren ausgeruht, als ich viel zu tun hatte." So baute er sich ein Standbein als Synchronsprecher (als Charmin-Bär in der Klopapier-Werbung und Stimme von Callan Mulvey in der Serie Heartbreak High) auf und vertont Hörbücher.

Am 19. September geht er mit James Krüss' "Der Leuchtturm auf den Hummerklippen" auf eine 13-stündige Lesung, die von Hamburg nach Helgoland führt. Dabei wird er dann nett sein wie gewohnt.