Das Knistern und der Duft fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Axel Tiedemann über Kamine, Öfen und die Frage, welches Holz besser ist.

Ein paar verkohlte Knochen, angebrannte Pflanzenteile und Asche - diese Funde tief in der südafrikanischen Wonderwerk-Höhle elektrisierten vor gut einem Jahr ein internationales Archäologenteam. Die Forscher waren auf eine der vermutlich ersten künstlichen Feuerstellen gestoßen. Vor etwa einer Million Jahren schon mussten Menschen dort gezündelt haben, um zu braten, sich zu wärmen und Licht ins Dunkel ihres prähistorischen Wohnzimmers zu bekommen.

Sehr viel geändert hat sich seit dieser Zeit im Grunde nicht:

Zwar regeln wir heute die Heizwärme mit ausgefeilten Thermostaten, schalten LED-Lichter mittels Sensoren. Doch noch immer hocken wir gerne auch vor einem Lagerfeuer, schauen versunken dem Zucken der Flammen zu, lauschen dem Knistern, riechen das brennende würzige Holz. Jeder Baumarkt führt heute ein ganzes Sortiment von Öfen oder Kaminen. In manchen Wohngegenden riecht es gerade jetzt im Winter draußen, als gäbe es keine Diskussionen um Atomkraft oder Windenergie.

Die Zahl der privaten "Einzelraumfeuerungen" ist so groß, dass die Bundesregierung vor zwei Jahren neue Vorschriften für Öfen erließ, um den Ausstoß von Schadstoffen daraus zu regeln. Aktuell überprüfen Hamburger Schornsteinfeger daher bestehende Anlagen. Allein 40.000 Öfen stehen mittlerweile nach Information der Schornsteinfeger-Innung in Hamburger Wohnungen, dazu kommen noch einmal rund 40.000 offene Kamine. Gerade in den vergangenen sechs Jahren sei die Zahl enorm gestiegen, sagt Michael Neuhäußer, Technikexperte der Hamburger Landesinnung. Die Leute wollten zum einen eine alternative Energiequelle, und sie wollen zunehmend auch autark heizen können, sagt Neuhäußer. Aber nicht nur das. Der Kamin- oder Kachelofen ist auch ein Mittel, um Behaglichkeit zu spüren. "Die Wärme, die abgestrahlt wird, ähnelt dem Sonnenlicht, sie ist viel angenehmer als von einer Zentralheizung", sagt Neuhäußer.

Am besten speichern Kachelöfen eine solche Wärme, offene Kamine hingegen haben einen sehr geringen Heizwert. Oft kommen heute daher Kaminöfen mit Scheibe zum Einsatz - quasi ein Kompromiss aus alternativer Wärmegewinnung und Lagerfeuerromantik. Und so wie man seinen Blick gern in Kerzen verliert, am Wachsrand herumpult - so schaut man auch bei solchen Öfen ins Feuer, stochert gelegentlich hinein wie einst die Altvorderen in der Höhle und legt Holz nach. Warum nur?

Psychologen vermuten, dass eine urmenschliche Erfahrung diese Faszination ausmacht. Als einziges Lebewesen dieses Planeten ist es dem Menschen gelungen, das Feuer zu kontrollieren. Eine Technik, die wesentlich für seine Entwicklungsgeschichte war. Mit der Wärme des Feuers konnten kalte Regionen der Erde erst bewohnt werden, das Kochen und Braten machte viele Lebensmittel für den Organismus erst verwertbar und half damit auch dem Wachstum des Gehirns auf die Sprünge. Die Flammen schützten überdies vor gefährlichen Tieren. Seit jeher ging eine magische Kraft von ihnen aus: Feuer gezielt zu schüren, dem Feuer seinen Willen aufzuzwingen - das hat auch etwas mit dem Gefühl von Macht über eine gefahrvolle Natur zu tun. Feuer kann eben auch zerstörerisch sein, wenn man nicht aufpasst, es ist unheimlicher als andere Elemente. Spiel mit dem Feuer heißt es (ein Spiel mit dem Wasser gibt es nicht). Wer es betreibt, muss Bescheid wissen. Und das fängt beim Entzünden an.

Da gibt es die klassische Winnetou-Technik: dicke Holzscheite oben, etwas Papier oder einen Anzünder, trockene Rinde und feine Anmachhölzer darunter, die locker gestapelt werden. Erst brennt das kleine, dann knistern - wenn's klappt - auch bald die dicken Stücke. Viele Ofenexperten empfehlen es aber auch umgekehrt, weil die Verbrennung dann effizienter sei.

Also das Anmachholz auf den unten liegenden Scheiten locker stapeln. Wichtig ist in beiden Fällen ein großer, hoher Brennraum und eine ausreichende Luftzufuhr, heißt es bei der Schornsteinfeger-Innung. Die Wärmeabgabe sollte nicht durch eine Verringerung der Zuluft, sondern nur durch regelmäßige Brennstoffzufuhr geregelt werden, um eine möglichst schadstoffarme Verbrennung zu bekommen. Aber auch beim Brennstoff, beim Holz, gilt es vieles zu beachten. Holz ist nicht gleich Holz. Wichtig ist zunächst, dass man nur abgelagertes Holz nimmt, das einen Feuchtigkeitsgehalt von maximal etwa 20 Prozent hat, sagen Schornsteinfeger, die den Holzvorrat auch schon einmal nachmessen. Doch woher nimmt man das Holz? So wie damals zu Fred Feuersteins Zeiten kann man ja nicht einfach in den Wald gehen. Die teuerste Variante zeitgenössischer Holzbeschaffung dürfte der kleine Beutel sein, den man an Tankstellen bekommt. Es gibt aber in und um Hamburg auch eine Reihe von Fachhändlern, deren Adressen schnell mit dem Stichwort Kaminholz via Internet zu finden sind. Auch die Hamburger Forstreviere Klövensteen und Niendorfer Gehege verkaufen abgelagertes Brennholz. Etwas archaischer und ein wenig näher an der Fred-Feuerstein-Methode lässt sich das Holz in den anderen Hamburger Revierförstereien besorgen. Etwa bei Förster Bernd Schulze im Eißendorfer Forst. Drei Meter lange Stämme von Birken, Buchen und Eichen liegen dort vorbereitet am Weg. Man legt dem Förster dann einen Motorsägenschein vor, den man zuvor dort oder im Baumarkt bei einem Tageskurs erworben hat, und legt selbst Hand an. Doch welches Holz soll man dann sägen?

Auch darüber können Ofenbesitzer vor einem gemütlichen Feuer stundenlang palavern. Um Brennwerte geht es dann oder auch um das schönere "Flammenbild". Fichte etwa brennt schnell, spritzt wegen des Harzes aber Funken. Man sollte es nur zum Anzünden verwenden, heißt es. Im Alten Land schwört man auf festes Obstholz, möglichst von den nur noch seltenen großen Bäumen. Für den Eißendorfer Revierförster ist die Frage klar: "Buche, ganz klar Buche", sagt er.

Das habe eben einen hohen Heizwert. Wie auch die Eiche, die man aber sehr lange lagern müsse. Schulze heizt mit solchem Holz im Keller sogar eine große Heizung. Aber, natürlich, im Wohnzimmer hat er auch einen Specksteinofen. Für die Behaglichkeit. Den befeuert er am liebsten mit Birkenholz. "Birke ist nett im Kamin", sagt der Fachmann. Eben dann, wenn es auf den Blick ankommt, auf das Spiel der Flammen. Auf das Hineinstarren und sich Versenken in diese urmenschliche Erfahrung, die unsere Ahnen vor einer Million Jahren gemacht haben.