Der Bezirk will den Bereich unweit des neuen Ikea-Baus umgestalten. Besonders umstritten ist die Bebauung der sogenannten Bergspitze.

Hamburg. Streng genommen gibt es den Goetheplatz gar nicht. Weder auf dem Stadtplan noch im Hamburger Straßenregister taucht er auf. Trotzdem weiß in Altona inzwischen fast jeder, wovon die Rede ist. Denn um die namenlose Fläche, eigentlich eine Kreuzung zwischen Neuer Großer Bergstraße, Großer Bergstraße Altonaer Poststraße und Goethestraße (daher auch der Name im Sprachgebrauch) gibt es Streit. Der Bezirk will den Bereich unweit des neuen Ikea-Baus umgestalten.

Am Mittwoch lädt er deshalb gemeinsam mit der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg zu einer Informationsveranstaltung ins Rathaus (Beginn 19 Uhr). Es ist zu erwarten, dass es turbulent wird. Am Wochenende verteilten Kritiker der Initiative Annaelbe aus dem Netzwerk RechtAufStadt Flugblätter. Schon im Vorfeld hat der Verein Lebendiges Altona Widerstand angekündigt und ein Moratorium für die weitere Planung gefordert.

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Der Vorentwurf für die Neugestaltung umfasst mehrere Punkte. Besonders umstritten ist die Bebauung der sogenannten Bergspitze schräg gegenüber der Ikea-Baustelle. Dort wird demnächst ein zweigeschossiges Gebäude, in dem heute unter anderem die Santander-Bank sitzt, abgerissen. An der Stelle will ein Investor ein Geschäfts- und Wohnhaus mit sechs Stockwerken bauen, das mit einer deutlich größeren Grundfläche sechs Meter weiter in die Fußgängerzone der Neuen Großen Bergstraße und 15 Meter auf den sogenannten Goetheplatz ragen würde.

"Das ist ein Kompromiss", sagt der Vorsitzende des Altonaer Planungsausschusses, Mark Classen (SPD). Derzeit gilt noch der Bebauungsplan 46 aus dem Jahr 2004, nach dem sogar noch weiter auf dem öffentlichen Bereich gebaut werden könnte. Vor allem um den beliebten Wochenmarkt zu retten, hat die Bezirkspolitik zwar inzwischen eine Änderung des Bebauungsplans eingeleitet. Der Investor der Bergspitze habe seinen Bauvorantrag aber schon vorher eingereicht, der nach geltendem Recht hätte genehmigt werden müssen. "Wir haben verhandelt und dieses Ergebnis erzielt", sagt der SPD-Politiker. Ein entsprechender Bauvorbescheid sei erteilt.

Aus Sicht der Kritiker ist das ein Unding. "Mit dieser Planung ist das Ziel, die Fläche zu einem echten Platz umzugestalten, an dem man gern verweilt, obsolet", sagt Erich Fülling, Sprecher von Lebendiges Altona und Anwohner in der angrenzenden Goethestraße. Sowohl die Empfehlungen des Sanierungsbeirats, einen weitergehenden Kompromiss zu prüfen, als auch die Zielsetzungen des Zukunftsplans zur Platzgestaltung würden ignoriert. Fülling befürchtet zudem, dass die Verengung an der Straßenecke die Wirkung eines Windkanals habe, "der die Wind- und Wetterverhältnisse negativ beeinflussen könnte".

Auch bei den weiteren Umgestaltungsideen droht Streit. Der Entwurf des Bezirksamtes sieht unter anderem eine einheitliche Pflasterung, eine kleine Grünfläche im südlichen Bereich sowie neue Sitzgelegenheiten vor. Außerdem ist geplant, den Platz "zu ordnen". Das heißt: Uhr, Litfaßsäule, öffentliche Toilette und ein S-Bahn-Schild sollen umgestellt werden. Die Kritiker monieren auch die große, leere Freifläche in der Mitte. Der Gotheplatz drohe zum "Vorplatz des Ikea-Kaufhauskomplexes" zu werden, heißt es in einer Stellungnahme. Steg-Mitarbeiter Simon Kropshofer weist das zurück. "Wir haben nur beschränkte Möglichkeiten. Der zentrale Bereich des Platzes muss als Zufahrt für den Wochenmarkt und als Rettungstraße frei bleiben."

Verändern wird sich auch der vordere Teil der Neuen Großen Bergstraße Richtung Bahnhof. Mehrere Neu- und Umbauten sind geplant. "Es tut sich viel", sagt Planungsausschuss-Chef Classen. "Das ist genau die Entwicklung, die wir uns wünschen." Änderungen an den Planungen erteilt der SPD-Mann eine klare Absage. "Manche haben noch nicht verstanden, dass die Neue Große Bergstraße die zentrale Einkaufsmeile für Altona ist."