Unter den Mitreisenden des Bürgermeisters sind Unternehmer, Wissenschaftler und Juristen. Das Abendblatt stellt einige von ihnen vor.

Shanghai/Osaka. Heute ist sein Tag. Jörn Jörgensen ist Däne, wohnt in Hamburg und feiert mit einer Ansprache auf Englisch in Shanghai die bevorstehende Eröffnung seiner 22. Augenklinik. Etwa fünf Millionen Euro hat er investiert, um sich in einem der schicksten Wolkenkratzer von Shanghai niederzulassen. Und weil seine Hamburger Firma EuroEyes nach eigenen Angaben der erste Klinikbetreiber aus Europa ist, der einen Standort im Reich der Mitte eröffnet, ist auch Hamburgs Bürgermeister da.

Seit sechs Tagen reist Jörgensen mit der gut 30-köpfigen Delegation von Olaf Scholz (SPD), die gestern Abend (Ortszeit) in Osaka (Japan) ankam. Staatsräte sind darunter, Politiker, Firmenbosse, Kammervertreter, Wissenschaftler - plus ein Kleinbus voller Journalisten. So konkrete Vorhaben wie der 55-Jährige haben zwar die wenigsten Mitreisenden. Doch Erwartungen und Gründe, für den Trip mehrere Tausend Euro zu bezahlen, haben sie alle. Das Abendblatt stellt einige Teilnehmer vor.

Der Hafenchef

Für Jens Meier sind Reisen nach Fernost Routine. Um die 20-mal war er schon in China, davon etwa fünfmal als Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA). Jeder dritte von den acht Millionen Containern, die pro Jahr in Hamburg umgeschlagen werden, kommt aus China oder fährt dorthin - mehr muss Meier zu seiner Motivation nicht sagen. "Wir sind daran interessiert, die Handelsbeziehungen noch weiter auszubauen", sagt der 45-Jährige. In fast jedem Gespräch, ob bei Botschaftern, Bürgermeistern oder Parteistrategen, spiele auch der Hamburger Hafen eine Rolle - meistens werde er lobend erwähnt. Manchmal sind die Gespräche recht konkret wie gestern bei der Staatsreederei China Shipping, die ihr Hamburg-Geschäft noch ausbauen will und auf die Elbvertiefung wartet. Meist geht es aber eher um Pflege der Beziehungen oder darum, den Partnern mal von Angesicht zu Angesicht zu erklären, dass angebliche Probleme gar keine sind. Eines falle ihm dabei stets auf: "Der Optimismus der Chinesen."

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Der Unternehmer

Menschen von China nach Deutschland zu bringen und umgekehrt, das hat Mang Chen zu seinem Beruf gemacht. 1988 kam er als BWL-Student nach Deutschland, vier Jahre später gründete er in Hamburg die Caissa Touristic AG. "Hamburg war damals schon Europas Außenhandelszentrum, es gab viele chinesische Geschäftsleute in der Stadt." Und es wurden immer mehr. Rund 70 000 chinesische Touristen und Geschäftsleute bringt Chen jedes Jahr nach Deutschland, etwa 5000 davon reisen nach Hamburg, wo Chen 65 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt arbeiten 2800 Menschen für den 51-Jährigen. Sein Grund für die Reise? "Wenn der Bürgermeister mich fragt, ob ich mitreisen möchte, ist das eine Ehre für mich." Am nachhaltigsten beeindruckt habe ihn der offene und lockere Dialog von Scholz mit Studenten in Peking. "Mir ist die Kommunikation zwischen beiden Kulturen wichtig", sagt Chen, der deutscher Staatsbürger ist. "Es gibt noch viele Missverständnisse." Er arbeitet daran, sie auszuräumen.

Der Jurist

"Angeklagter möchte ich in China nicht sein", sagt Otmar Kury. Ein Recht auf Akteneinsicht gebe es nicht, der Angeklagte werde schon wie der Täter behandelt. Werten will der Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer das nicht, er stellt es einfach fest. "Wir wollen nicht alles besser wissen, wir stellen nur unser Modell vor." Sein Modell ist das chinesisch-europäische Schiedsgerichtszentrum CEAC der Anwaltskammer. "Je mehr qualifiziertes Recht in China eingeführt wird, desto besser werden die Handelsbeziehungen", sagt Kury. Auch ihn hat die Scholz-Rede an der EU-China School of Law und die offene Diskussion mit Studenten beeindruckt. "Es ist toll zu sehen, dass die Schule lebt. Die Offenheit und Lockerheit ist in den vergangenen fünf Jahren noch gestiegen."

Der Wissenschaftler

Michael Stawicki hatte seinen großen Tag am Mittwoch. Da besuchte die Scholz-Delegation die Technische Universität Shanghai (USST), die in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) das Hamburg-Shanghai College betreibt. Die Absolventen haben einen chinesischen und einen deutschen Abschluss und sind auf dem Arbeitsmarkt äußerst begehrt. "Für mich als HAW-Präsident ist es wichtig, ein Gefühl für die politische Situation in China zu bekommen", sagt der 62-Jährige. Sieben- oder achtmal sei er schon im Land gewesen, aber China beeindrucke ihn immer wieder. 2005 habe man ihm ein Modell des USST-Campus gezeigt. Ein Drittel der Gebäude stand schon, zwei Drittel mussten noch gebaut werden. "Als wir 2007 wiederkamen, war alles fertig."

Prägender Eindruck sei die Tongji-Universität in Shanghai gewesen. "Alles vom Feinsten, da kann manche deutsche Uni nicht mithalten." Seine Erwartungen an die Reise? "Alle erfüllt."