Aktion “Mein Baum - Meine Stadt“ schon jetzt ein gewaltiger Erfolg. Binnen zwei Wochen überweisen Hamburger 75.000 Euro. 150 neue Straßenbäume.

Hamburg. Nackte Zahlen eignen sich perfekt dazu, Fakten darzustellen. Begeisterung und Leidenschaft lassen sich mit ihnen eher weniger gut ausdrücken. Doch es gibt Ausnahmen, zum Beispiel dann, wenn 260 Hamburger binnen zwei Wochen 75.000 Euro spenden und damit 150 neue Straßenbäume pflanzen lassen. In so einem Fall belegen die Fakten, wie sehr den Hamburgern ihre Bäume am Herzen liegen.

Die Aktion "Mein Baum - Meine Stadt", bei der jeder Hamburger für seinen ausgewählten Straßenbaum spenden kann, ist bereits zwei Wochen nach ihrem Start ein gewaltiger Erfolg. Mehr noch, sie hat die Erwartungen der Beteiligten weit übertroffen. "Mein Baum - Meine Stadt" ist damit - neben dem Zug der Ideen - das Aushängeschild der Umwelthauptstadt. "So wird die Idee der Umwelthauptstadt überall in der Stadt sichtbar", sagt Umweltstaatsrat Holger Lange. Und es ist ein Bild, an dem alle Hamburger mitwirken können.

+++ So können Sie spenden +++

Ziel der Pflanzaktion ist es, die rund 2500 Lücken im Straßenbaumbestand zu füllen, die alte und kranke Bäume nach dem Fällen in den vergangenen Jahren hinterlassen haben. Rund 250 000 Straßenbäume stehen in Hamburg, doch jährlich werden mehrere Hundert krank oder von geparkten Autos verletzt. Die Stadt pflanzt deshalb in diesem Jahr selbst, gleichzeitig sind aber auch alle Hamburger dazu aufgerufen, mit ihrer Spende mitzuhelfen und Teil des bislang größten Baumprojekts Deutschlands zu werden.

Dass so viele Hamburger sich spontan für Bäume engagieren werden, damit hat selbst der Projektleiter der Umweltbehörde, Gerhard Doobe, nicht gerechnet. Obwohl der Baumexperte aus Erfahrung weiß, wie sehr Stadtmenschen die "Natursehnsucht" in sich tragen und diese gerade durch Bäume in ihrer Umgebung zu befriedigen suchen. Die Anzahl der Spender, so Doobe, habe ihn dennoch schlicht "vom Hocker gehauen". Bei ihm in der Abteilung Landschafts- und Grünplanung sind seit dem Start Sonderschichten angesagt, um die Internetkarte mit allen von der Behörde vorgegebenen Pflanzstandorten stets auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei zeigt sich: Besonders in den Straßen rund um die Alster, entlang der Elbchaussee, in Barmbek und in Harburg sind schon viele Spenderbäume vergeben.

Besonders beeindruckt sind die Organisatoren von der großen Anzahl an Vollspenden. Rund 130 Hamburger haben jeweils ganze 500 Euro auf das Spendenkonto überwiesen und damit einen kompletten Straßenbaum finanziert. Zwar kostet ein neuer Straßenbaum rund 1000 Euro, doch die Stadt gibt jeweils die Hälfte der Summe dazu. "Das ist ein toller Start", sagt Staatsrat Lange. "Die zahlreichen Spender sind ein echtes Vorbild, und ich hoffe, dass sich noch viele Hamburger von diesem Engagement für ein grüneres Hamburg inspirieren lassen."

Doch woher kommt diese Leidenschaft der Hamburger für ihre Bäume? Vielleicht ist es das Gefühl von Ewigkeit, das einem ein mehr als 100Jahre alter Baum gibt. Ein Baum auf einer Verkehrsinsel, der schon dort stand, als es die Kreuzung noch gar nicht gab. Und der dort noch stehen wird, wenn die Menschen im Haus gegenüber schon lange weggezogen ist. So gibt es eine Ulme, die 1848 an der Wandsbeker Zollstraße gepflanzt worden ist. Damals mag sie dem direkt angrenzenden Haus wohl gerade einmal bis zur Regenrinne gegangen sein. Heute sieht es aus, als stünde der Baum mit einer Krone von 14 Meter Umfang und einem Stamm von 3,5 Meter Durchmesser, der das Haus um das Vierfache überragt, mitten im Miniatur Wunderland. Auch wenn die Stadt sich verändert, die Bäume bleiben.

Damit die jetzt gespendeten Bäume eine Chance haben, auch einmal so alt zu werden wie die Ulme, werden sie beim Pflanzen im Herbst selbst schon zehn bis 15 Jahre alt sein und einen Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern haben. "Jüngere und damit kleinere Bäume haben an Straßen ansonsten eine zu geringe Lebensdauer", sagt Baumexperte Doobe. Momentan laufen die Ausschreibungen unter mehreren Baumschulen in Norddeutschland, aus denen die Bäume kommen sollen. Dort wurden sie im Laufe ihres Lebens übrigens schon bis zu viermal umgepflanzt, damit sie den sogenannten "Pflanzschock" beim Umsiedeln nach Hamburg überleben. Hier angekommen, darf der Baum dann endgültig Wurzeln schlagen.