Hamburger können ihre Stadt noch grüner machen. “Mein Baum - meine Stadt“ heißt die Pflanzaktion. Wählen Sie im Internet Standorte aus.

Hamburg. Mit dem Flugzeug in Hamburg zu landen ist etwas Schönes. Zwar ist der Urlaub damit in der Regel vorbei, der Blick, der sich beim Landeanflug bietet, lässt den Betrachter dennoch frohlocken. Vor allem, wenn der Pilot die Einflugsschneise über die Innenstadt wählt. Aus der Luft ist Hamburg nämlich vor allem eines: grün. Natürlich auch blau, klar, und der Rathausmarkt und die Messehallen fallen von oben auch sofort auf, aber vor allem sieht man grün. Den vielen Parks und Gärten sei Dank - und den Straßenbäumen. 250.000 Stück stehen in der Hansestadt. Eine Menge Holz.

Doch was erst am Boden sichtbar wird, sind die Löcher in sonst bewachsenen Straßenzügen, die kranke und brüchige Bäume nach dem Fällen hinterlassen haben. Diese rund 2500 Lücken will Hamburg jetzt schließen - mit Hilfe der Hamburger.

"Mein Baum - meine Stadt" heißt die groß angelegte Pflanzaktion, die den Titel Umwelthauptstadt erstmals für jeden greifbar macht. "Mein Baum" ist dabei wörtlich zu verstehen, denn jeder Hamburger kann sich seinen Baum aussuchen, für den er spenden und ihn damit wachsen lassen möchte: vor der Haustür, unter dem Bürofenster oder am Lieblingsplatz. Ein Baumprojekt, das es in dieser Größenordnung in Deutschland noch nicht gegeben hat.

+++ So können Sie spenden +++

Den Spaten muss allerdings niemand aus dem Keller holen, zunächst reicht ein Blick ins Internet. Auf einer Hamburg-Karte sind alle vorhandenen Lücken im Baumbestand markiert, per Mausklick lässt sich herausfinden, ob in der gewünschten Straße oder in der Umgebung ein Baum gepflanzt werden soll. Jeder künftige Straßenbaum hat eine Nummer, damit der Spender weiß, welchen Baum er finanziert. Die Höhe der Spende ist egal - sobald 500 Euro zusammengekommen sind, gibt die Stadt weitere 500 Euro dazu, denn 1000 Euro kostet ein Baum im Schnitt.

Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) hat sich bereits einen Baum ausgesucht, eine Hybrid-Ulme, die am Erlenbruch 73 in Neugraben-Fischbek bei einer Großwohnsiedlung gepflanzt wird. Sie hofft, dass viele Hamburger mitmachen und für Bäume spenden. "Wir wollen die Bürger an der Gestaltung ihrer Stadt beteiligen", sagt Blankau. "Deshalb gibt es auch keine Spendenuntergrenze - jeder Euro zählt."

Einen Großteil der leeren Pflanzgruben bestückt die Stadt allerdings selbst. 2011 Bäume werden komplett aus dem Mitteln der Umweltbehörde bezahlt, mehr als zwei Millionen Euro hat die Senatorin dafür zur Verfügung gestellt. Ihr war es wichtig, hier einen "politischen Schwerpunkt" zu setzen, so Blankau. Ob bis Ende des Jahres alle 2500 Lücken neu bepflanzt werden können, hängt von den Spenden ab.

Gesammelt werden diese übrigens von der Loki-Schmidt-Stiftung - eine Aufgabe, die der Namensgeberin laut Geschäftsführer Axel Jahn bestimmt gefallen hätte. ",Mein Baum - meine Stadt' überzeugt, weil ganz direkt mehr Natur in die Stadt gebracht, die Lebensqualität der Menschen verbessert wird und weil es langfristig wirkt", sagt Jahn, der für die Stiftung einen Baumstandort in der Bremer Reihe in St. Georg ausgesucht hat. Loki Schmidt, so Jahn, habe immer sehr praktisch gedacht und am liebsten selbst gepflanzt, die Aktion könne also nur in ihrem Sinne sein.

Neben der Loki-Schmidt-Stiftung und der Hamburger Volksbank, die das Spendenkonto führt, unterstützt auch das Hamburger Abendblatt die Aktion. Als Medienpartner wird das Abendblatt Geschichten über Bäume und über die Beziehung der Hamburger zu ihren Wäldern und Pflanzen erzählen - und natürlich ebenfalls einen eigenen Baum pflanzen lassen. Eine Hainbuche an der Kaiser-Wilhelm-Straße in der Neustadt, direkt neben dem Verlag, die bislang nur als Kennung P0099 existiert. "Die Aktion passt genau in unser Verständnis vom eigenen Engagement für die Stadt: Wir alle sind Hamburg und können dazu beitragen, die Stadt noch lebenswerter zu machen", sagt Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Abendblatts.

Die Hamburger Volksbank, die drei weitere Bäume spendet, begründet ihr Engagement mit dem genossenschaftlichen Grundprinzip: "Gemeinsam kann man mehr erreichen", sagt Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat. "Und was gibt es Nachhaltigeres als einen Baum?"

Auch der BUND sieht in der Aktion eine Chance für Hamburg. Landesgeschäftsführer Manfred Braasch ruft alle Hamburger zum Mitmachen auf. Allerdings mahnt er, die Stadt müsse Straßenbäume auch nach dem Jahr als Umwelthauptstadt nachpflanzen.

Die Aktion ist auch in dieser Hinsicht eine Herausforderung: Jede Pflanzgrube muss getestet werden, auch ob sich darin noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg befindet. Markus Schreiber, Amtsleiter des Bezirks Mitte, ist aber zuversichtlich, dass der Großteil der gespendeten Bäume bis Ende des Jahres in der Erde stecken werde. Eingesetzt werden können die Straßenbäume nämlich erst ab Oktober - dann beginnt die Pflanzzeit.

Nur einen Haken gibt es noch: Welche Art von Baum an welcher Stelle gepflanzt wird, ist vorgegeben. Meistens, weil es in der Straße bereits bestehende Baumreihen einer bestimmten Sorte gibt. Zwischen ungarischen Eichen passt eben keine Rosskastanie. Eines sei aber versichert: Grün wird jeder Baum.