Die vermeintliche Bombe an der A 7 wird erst Ende der Woche freigelegt. 3000 Sprengbomben sollen immer noch unter der Erde liegen.

Hamburg. Weil die Pumpen streikten, die das Grundwasser aus der Grube befördern sollten, ist die Hansestadt gestern wohl einem größeren Verkehrschaos entgangen. Fünf Meter tief hatten sich die Spezialisten auf dem Gelände des Containerterminals Burchardkai bereits zum mutmaßlichen Blindgänger vorgegraben, als die Pumpen am frühen Nachmittag den Dienst quittierten. Schnell war klar: Die Zeit würde nicht mehr ausreichen, um die 500 Kilogramm schwere Sprengbombe noch am Mittwoch freizulegen, die im Hafengebiet in Waltershof in elf Meter Tiefe vermutet wird (wir berichteten).

Den Elbtunnel zu sperren sei aufgrund der "unvorhersehbaren Verzögerungen" nicht mehr nötig, verkündete die Polizei wenig später. Dass es Schwierigkeiten bei den Arbeiten gab, hatte sich bereits in den Mittagsstunden angekündigt, als sich der angekündigte Termin, zu dem die Bombe bereits entschärft werden sollte, immer wieder verschob. Doch das Grundwasser, das nach dem Defekt der Pumpen mit starkem Druck in die Grube drückte, machte jedes weitere Ausbaggern unmöglich.

Kilometerlange Staus hatte die Polizei am Dienstag vorausgesagt, sollte in elf Meter Tiefe wirklich ein Blindgänger gefunden werden. Für seine Entschärfung müsste im Umkreis von einem Kilometer eine Schutzzone eingerichtet werden, von der auch der Elbtunnel betroffen wäre, der im Fall der Fälle gesperrt werden müsste.

Aufgrund der jüngsten Probleme glaubt die Polizei allerdings nicht mehr, dass die Bombe zeitnah freigelegt wird. "Wir gehen davon aus, dass es auch am Donnerstag keine Sperrung der Autobahn A 7 geben wird", sagte ein Polizeisprecher. Vermutlich wird der Blingänger erst zum Ende der Woche geborgen.

Ob es sich bei der Anfang Oktober bei Sondierungsarbeiten entdeckten metallenen "Anomalie" wirklich um eine Fliegerbombe handelt, ist zwar noch Vermutung, die Erfahrungen der Sprengmeister deuten allerdings klar darauf hin: Neben 300.000 Phosphorbrandbomben und drei Millionen Stabbrandbomben wurden in den mehr als 200 alliierten Luftangriffen auch 107.000 Sprengbomben über Hamburg abgeworfen. 14.000 explodierten nicht, weil ihr Säurezünder, der wie ein Zeitzünder funktioniert, nicht auslöste oder die Aufschlagzünder versagten.

3000 Sprengbomben sollen auch 65 Jahre später noch unter der Erde ruhen, sagt Feuerwehrsprecher Manfred Stahl. Zumeist im Hafen, in Harburg, Wilhelmsburg und Waltershof. Seit 1985 werden sie systematisch gesucht. Damals übergaben die Engländer den deutschen Behörden 1,5 Millionen Luftbilder, auf denen die Zerstörungen und Bombenkrater, aber auch die Aufschlagsstellen der Blindgänger dokumentiert sind. Die 25 000 Luftbilder, die das Hamburger Stadtgebiet abbilden, wurden digitalisiert und können heute am Computer abgerufen werden - mit einer Spezialbrille sogar dreidimensional, was die Suche erleichtert.

Besteht der Verdacht, dass auf einem Grundstück ein Blindgänger liegt, muss der Eigentümer eine der knapp 20 Spezialfirmen engagieren, die den Blindgänger freilegen, wie derzeit in Waltershof. Entschärft wird er dann vom Kampfmittelräumdienst. Wann die Spezialisten der Feuerwehr ihre Arbeit am Burchardkai aufnehmen können, ist aufgrund des Problems mit den Pumpen unklar. Sicher ist aber: Schaufeln die Spezialisten eine Bombe frei, wird auch der Elbtunnel gesperrt. Alle Autofahrer sollten sich darauf einstellen.